Gewagt gefragt: Schlaflose Schmiedin

Gewagt gefragt: Schlaflose Schmiedin
Goldschmiedin Stefanie Derhaschnig gibt ehrliche Antworten für unsere 'Gewagt gefragt'-Reihe.

KURIER: Sie haben vor wenigen Tagen Ihr neues Geschäft eröffnet. Wie viele schlaflose Nächte hatten Sie davor?
Stefanie Derhaschnig:
Unzählige (lacht). Eine Woche vor der Eröffnung habe ich mich schon oft gefragt, ob das alles fertig wird und die letzten beiden Tage habe ich keine zwei Stunden mehr geschlafen.

Warum sind Sie überhaupt selbstständig geworden?
Ich habe Kinder Zuhause und wollte flexibel  für sie da sein, wenn sie mich brauchen und arbeiten, wenn sie mich nicht brauchen. Außerdem war dieses Geschäft schon immer mein Traum.

Wie finanziert sich so ein kleiner Schmuckladen?
Ich mache schon länger Schmuck, konnte mich aber nicht davon ernähren. Mit dem Geschäft habe ich die Hoffnung, dass der Kundenstock größer wird, die Leute meine Stücke mehr wahrnehmen und sich schöne Dinge anfertigen lassen.

Wie viel kosten Ihre goldenen Schmuckstücke?
 Zwischen 1000 und 10.000 Euro.

Woher kommt Ihr Faible für Gold?
Mit Gold schmücken sich die Menschen schon seit vielen Jahrhunderten und die Verarbeitung von Gold hat mich schon immer fasziniert. Ich verwende sehr alte Techniken wie Sand- und Sepiaguss.
 
Sind Sie altmodisch?
In der Arbeitstechnik ja, im Design nein.

Tragen Sie nur Gold und Diamanten?
Ich muss gestehen, ich trage kaum Schmuck.

Sie tragen keinen Schmuck?
Goldschmiedin ist ein sehr kraftaufwendiger Beruf. Bei der Arbeit entsteht viel Schmutz, daher kann ich keine Ringe tragen.

Warum sind Sie dann überhaupt Goldschmiedin geworden?
Das war schon im Alter von 17 Jahren mein Berufswunsch. Ich finde es aufregend, mit meinen Stücken Teil schöner Momente zu sein.

Machen Sie nur Schmuck auf Anfrage?
Ich habe bereits produzierte Stücke im Geschäft, entwerfe aber auch viel auf Anfrage. Das macht mir besonders viel Freude, weil ich dann Schmuck kreieren kann, der  der Persönlichkeit der Kunden entspricht.

Haben Sie schon einmal ein Stück auf Wunsch angefertigt, dass Sie hässlich gefunden haben?
Nein, zum Glück nicht (lacht). Ich würde nichts produzieren, was nicht meinem Stil entspricht.

Welchen Stil haben Sie?
Das passende Wort für meinen Stil ist „understatement“. Das bedeutet, dass auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbar ist, wie viel Arbeit und Zeit dafür investiert wurde. Bei näherer Betrachtung sieht man die Liebe zum Detail und das Feingefühl für das Handwerk.

Klassisch oder ausgefallen – was beschreibt Ihr Design am besten?
Klassisch ausgefallen passt am besten (lacht). Sie sind gewagt und gleichzeitig reduziert. Meine Stücke haben einen besonderen Twist, sind aber im Alltag tragbar.

Wie viel geben Sie für Schmuck aus?
In Lissabon habe ich mir bei einem Spaziergang durch die Gassen ein Stück um rund 1400 Euro gekauft. Das kommt aber eher selten vor. 

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