Konflikte zwischen den Altersgruppen: Wer ist Generation Delta?

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Generationskonflikten kann man kaum entkommen. Peter Menasse und Fabian Burstein erklären, wie man sie freundschaftlich lösen kann.

Mit 42 Jahren gehört Fabian Burstein zur Generation Y (auch als Millennials bekannt), Peter Menasse mit 78 zu den Babyboomern. Obwohl allein das schon eine Kluft aufmachen sollte, sind die beiden seit zwanzig Jahren befreundet. „Am Generationenkonflikt wird vieles festgemacht“, sagt Burstein im KURIER-Gespräch. „Das baut enormen Druck auf. Und wo Druck ist, wachsen auch Konflikte“ – die wiederum zu großen Krisen führen können. Diese These stellen die beiden Autoren in ihrem neuen Buch auf und fragen sich, wie man die Beziehung zwischen den Generationen kitten kann. Die Antwort ist simpel: mit Generation Delta.

Wer ist Generation Delta?

„Es ist völlig naiv und überholt, Generationen über das Alter zu bestimmen“, sagt Fabian Burstein. Bei der Definition sollten vielmehr die Herausforderungen im Vordergrund stehen, die sie gemeinsam bewältigen müssen. Als Beispiel nennt er aktuelle Probleme am Arbeitsmarkt: Wie geht man damit um, dass länger gearbeitet werden muss? Und dass neue Technologien ins Arbeitsleben einziehen?

Delta sei daher eine Generation, die sich nicht durch Altersgrenzen spalten lässt – und auch nicht zwingend durch soziale Herkunft oder Berufe. Stattdessen definiert sie sich über eine gemeinsame Haltung. Nur so könne man Krisen bewältigen, erklärt Peter Menasse: gemeinsam. Er fasst es so zusammen: „Delta ist ein Fluss, in dem viele verschiedene Äste zusammenfließen. Da sind alle dabei.“

Im Grunde genommen sind die Herausforderungen nämlich für alle Generationen gleich, so Burstein. „Seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, müssen sie sich mit wiederkehrenden Strukturen auseinandersetzen. Es gibt immer einen Medienwandel, die Herausforderung, die Demokratie zu erhalten, und das Ringen um den Umgang mit einer sich ständig verändernden Welt und Wirtschaft.“ Unterschiede zeigen sich lediglich in den Zugängen zu Lösungen – und den Instrumenten, die dabei verwendet werden.

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Eine große Werkzeugkiste

Der klare Appell der Autoren lautet: Nicht die Werkzeugkästen, die einem zur Verfügung stehen, gegeneinander ausspielen. „Wir sollten die Tools lieber nebeneinander hinstellen und voller Neugier und Offenheit in den Werkzeugkästen des jeweils anderen wühlen. So kann man gemeinsam einen idealen Werkzeugkasten zusammenstellen“, sagt Fabian Burstein. „Bei einer Kombination aus der Erfahrung der Älteren und dem Wissen der Jungen über das heute Geltende kann nur etwas Vernünftiges rauskommen“, ist auch Peter Menasse überzeugt.

Ihrer Erfahrung nach liegt die Schwierigkeit darin, offenzubleiben und andere nicht verändern zu wollen. „In einem Führungskräfte-Coaching habe ich gelernt, dass es nicht die Aufgabe eines Chefs ist, Menschen zu ändern, sondern mit ihnen gut umzugehen und das Beste aus ihnen herauszuholen“, erinnert sich Burstein. Ziel ist es auch hier nicht, Meinungen oder Personen zu ändern. Es gilt: Leben und leben lassen – oder, wie Menasse ergänzt: „Lernen und lernen lassen.“

Man muss einander zuhören, ernst nehmen und nicht mit Vorurteilen in Gespräche reingehen, meint er. In Zeiten von Social Media und unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten sei das schwieriger denn je, da sind sich die Autoren einig.

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Generation Delta wurde von Fabian Burstein und Peter Menasse verfasst. In zehn Kapiteln (aufgeteilt in zehn Tage) besprechen sie dialogartig Ideologien, Gendern, Bildung, Arbeitswelten und vieles mehr. Zu Kaufen beim Amalthea Verlag um 26 Euro.

Die klassische Kaffeeküche

Zum einen, weil die Generationen sich nicht immer auf denselben Plattformen bewegen, zum anderen, weil durch die Omnipräsenz von Kommunikationskanälen vieles unreflektiert und „ohne Schranken herausgehaut wird“: „Es braucht eine gute Medienkompetenzvermittlung – wie schon seinerzeit beim Buchdruck. Wir müssen herausfinden, wo die toxischen Muster sind, wie man sie unterbindet und möglichst viel Positives herausnimmt“, so Burstein.

Wie gut Soziale Medien sich als Kommunikationsplattform eignen, ist also fraglich. Was sich laut Peter Menasse eher anbietet, ist der Arbeitsplatz: „Auch in größeren Unternehmen gibt es Menschen verschiedenster Altersgruppen. Ein Managementtool ist, dass man mit den Leuten redet und Gespräche zulässt.“ Kaffeeküchen seien zum Beispiel ein guter Ort für Informations- und Wissensaustausch, meint er.

„Um diesen Gedanken zu subsumieren: Unternehmen müssen das Äquivalent zur guten alten Kaffeeküche finden“, sagt Burstein scherzend. „Am Eingang sollte auch ‘Generation Delta‘ stehen“, fügt Menasse hinzu.

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