Frau als Chef: Hart arbeiten ist zu wenig

Frau als Chef: Hart arbeiten ist zu wenig
Frauen sind in der Wirtschaft noch immer stark in der Unterzahl. Headhunter Walter Becvar nennt die Gründe für ihre Absenz.

Sommerfeste, Podiumsdiskussionen, Vorstandsbesetzungen: überall fehlen die Frauen.Vor ein paar Jahren noch hat das für Gesprächsstoff gesorgt. Mittlerweile regt ein reines Männerpodium niemanden mehr auf. Gewöhnung? Resignation? Die Wahrheit ist, dass der Frauenanteil in den Chefetagen seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau stagniert – wir sprechen von fünf bis acht Prozent, je nach Studie. Walter Becvar ist Headhunter und Managing Partner bei Odgers Berndtson. Er hat 30 Jahre operative Unternehmens-Erfahrung. Heute besetzt er Top-Positionen in Industrie-, Telekom- und IT-Unternehmen. Erst kürzlich hat er zwei Vorstände mit Frauen besetzt. Wie das?

KURIER: 15 Männer, eine Frau auf dem Podium eines großen Beraters. Wie erklären Sie sich das?

Walter Becvar: Eines vorweg: Das Beratungsgeschäft ist durchaus mit Frauen durchsetzt, es gibt sie auch dort. Dass Frauen auf Podien kaum zu sehen sind, hat mehrere Gründe. Sie sind weniger eitel, viel bescheidener als Männer. Sie haben keinen großen Drang nach außen, sind stark auf die Aufgabe fokussiert. Zweitens hemmt sie die Doppelbelastung: sie sind abends bei der Familie statt auf Netzwerkveranstaltungen. Und drittens sind Frauen absolute Perfektionistinnen. Sie denken bei Bewerbungsgesprächen, dass sie den Job zu 100 Prozent ausfüllen müssen. Männern reichen 50 Prozent, den Rest lernen sie am Job.

Es bringt also nichts, fleißige Arbeitsbiene zu sein.

Frauen sind die härteren, besseren Arbeiter. Aber das bringt sie nicht nach oben. Die Netzwerke der Männer sind wesentlich dichter, werden besser gepflegt. Damit kommt man in die Führungsetage.

Vor ein paar Jahren hat man fehlende Frauen noch thematisiert. Jetzt, so scheint es, regt das niemanden mehr auf.

Das glaube ich so nicht. Man hat durchaus erkannt, dass das soziale Gefüge bei gemischten Teams besser funktioniert. Viele Firmen wollen gemischte Teams, es mangelt an der Umsetzung.

Weil sich die Frauen zu wenig dafür anbieten?

Ja, und zwar aus den genannten Gründen. Sie sind nicht bereit, familiäre Abstriche zu machen. Und wenn sie nicht 100 Prozent sattelfest sind, gehen sie nicht auf die Bühne. Während der Mann sagt: ich mach das schon irgendwie.

Mir hat vor Kurzem ein Mann gesagt: der Unterschied ist, Männer sind immer erreichbar, immer verfügbar, immer willig, immer bereit. Sie bestätigen diese Aussage gerade.

Das stimmt wohl. Männer glauben, wenn sie sich präsentieren, sind sie erfolgreicher – Frauen glauben das nicht. Männer sind auch flexibler im Dienstort. Sie akzeptieren einen Job weit weg, wenn er gut ist. Frauen nicht.

Kämpfen Frauen in Bewerbungen zu wenig? Es scheint, als würde ihnen das Spiel, gerade am Ende eines Auswahlverfahrens, zu schmutzig werden.

Bei den letzten drei Kandidaten in einer Bewerbung wird natürlich alles versucht. Da werden alle Mittel eingesetzt, da ist jede Intervention recht. Frauen nehmen sich zurück, weil sie nicht mit diesen Mitteln, sondern mit ihren Fähigkeiten punkten wollen. Aber das Spiel muss man aushalten, weil es ist sozusagen schon Teil des Jobs.

Sie haben erst kürzlich Top-Positionen mit Frauen besetzt. Wie gelingt das?

Über die Qualität. Es gibt wahnsinnig tolle Frauen mit extrem guter Ausbildung. Ich sehe auch, dass ein hoher Qualitätsdruck von Frauen nachkommt. Sie sind härtere Arbeiter, verlässlicher. Aber es fehlt ihnen der letzte Schritt. Ich denke, das wird mit der Zeit besser werden.

Was ist aus Ihrer Sicht der eine Faktor, den Frauen ändern müssen?

Sich selbst mehr zuzutrauen. Den Perfektionismus hintanzuhalten, am Job zu lernen. Nach vorne zu gehen und zu sagen, ich kann das.

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