Ausbaufähig: Österreichs Firmen schwächeln bei Nachhaltigkeit

Wie weit sind österreichische Firmen in Sachen Nachhaltigkeit? Und wie transparent treten sie mit ihren Maßnahmen nach außen? Das erhebt ein aktuelles ESG Ranking des Wirtschaftsprüfers PwC Österreich. Dabei wurden 155 der umsatzstärksten Unternehmen Österreichs unter die Lupe genommen, mit teilweise vernichtenden Ergebnissen. Denn ein Gutteil hat mit null Punkten abgeschnitten, berichtet der Leiter der ESG-Beratung Philipp Gaggl dem KURIER.
KURIER: PwC hat ein neues ESG-Ranking erstellt. Also gefragt, wie sehr heimische Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit leben und vorantreiben. Wie lautet das Fazit?
Philipp Gaggl: Wir haben 155 der umsatzgrößten Unternehmen analysiert, und zwar nicht nach dem Gesichtspunkt, ob sie eine Berichtspflicht haben oder nicht, sondern mit dem Blick von Investoren, Ratings, Banken und Kunden. Wir haben daher auf die öffentlich verfügbaren Informationen zurückgegriffen. Das ist im Prinzip genau der Blick, den man sonst aus der Finanzwirtschaft kennt. An diesen müssen sich Unternehmen gewöhnen. Es zeigt sich, dass das Bild noch durchwachsen, beziehungsweise ernüchternd ist. Weil von 155 Unternehmen nur ein einziges bei einer Spannbreite von 0 bis 100 Punkten 80 Punkte erreicht hat. 21 weitere haben mehr als 50 Punkte erzielt und der Rest der 155 ist darunter. Ein Gutteil hat sogar null Punkte erreicht.
Als vorbildlich stellen sich vor allem börsennotierte Unternehmen heraus, die schon seit einigen Jahren ESG-Bemühungen nachweisen müssen. Geht ohne Zwang nichts?
Ja, man erkennt offensichtlich, dass, wenn ein Zwang da ist, dieser zumindest Transparenz bewirkt. Das heißt immer noch nicht, dass Unternehmen deshalb besser geworden sind. Es gibt viele, die transparent sind, sich aber nicht verbessern.
Wie lang kann das so weitergehen?
Maximal drei Jahre, weil bis dahin alle großen Unternehmen transparent und vergleichbar sein müssen. Der Rest zieht nach.
Ist das den Unternehmen auch bewusst? Dass nichts tun keine Option mehr ist?
Bis jetzt war das normal. Da waren alle froh, dass sie überhaupt etwas berichten können. Auch die Sprache in den Berichten war relativ ungenau. Jene ohne Berichtspflicht konnten machen, was sie wollen – Stichwort Greenwashing. Ab jetzt ist es so: Wenn alle vergleichbar werden, schlägt auch die Marktwirtschaft zu. Das ist auch die Absicht der EU. Denn die verpflichtet nur zur Transparenz und durch diese entsteht Wissen und Vergleichbarkeit. Das übt Druck auf jene Unternehmen aus, die nicht so gut sind.
Gibt es Branchen, die positiv hervorstechen?
Wir sehen, dass die Branche Telekommunikation, Medien und Technologie wesentlich besser ist als die anderen. Sie haben fast 40 Prozent der Punkte erreicht. Da liegen sie weit vorne, weil der Großteil der anderen Branchen nur zwischen 10 und 25 Prozent erreicht hat. Am schlechtesten haben Papier und Holz sowie Transport und Logistik abgeschnitten.

Das Vorreiter-Unternehmen, das Sie angesprochen haben – wer ist das und was macht es anders?
Das dürfen wir noch nicht verraten, aber dieses Unternehmen setzt sich jedenfalls seit vielen Jahren Ziele, um besser zu werden. Das ist etwas, das viele nicht tun.
Hinweis der Redaktion: Das beste Unternehmen wird am 20. November mit einem Nachhaltigkeits-Sonderpreis im Rahmen der "Austria's Leading Companies"-Abschlussgala gekürt.
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