Kapitalflucht aus der Türkei

Wirtschaft leidet zunehmend unter den Konflikten in den Nachbarstaaten. Investoren ziehen Geld ab.

Die türkische Wirtschaft leidet zunehmend unter den kriegerischen Konflikten in den Nachbarländern Irak und Syrien. Die Regierung musste zuletzt ihre Wachstumsziele für 2014 von vier Prozent auf 3,3 Prozent zurückfahren. Sie sah sich zudem gezwungen, die Inflationserwartung für das laufende Jahr von 5,3 auf 9,4 Prozent anzuheben. Für das nächste Jahr sind die einige Monate zuvor anvisierten fünf Prozent Wirtschaftswachstum Makulatur. Nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten sind im besten Fall vier Prozent realistisch. Ankara hält vorerst an dieser Prognose von vier Prozent für 2015 fest. Die OECD und internationale Ratingagenturen haben die Wachstumserwartungen für die Türkei bereits früher gesenkt.

Am Donnerstag teilte die türkische Zentralbank mit, dass innerhalb des vergangenen Monates fast zwei Millarden Dollar (1,58 Mrd. Euro) vom türkischen Markt abgezogen wurden. Die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die damit verbundenen geopolitischen Risiken für die gesamte Region lassen ausländische Investoren flüchten, schreibt die Zeitung Cumhuriyet.

Schon im August hat die Türkei bei Moody's, Fitch und Standard&Poors aufgrund der anhaltend autokratischen Tendenzen des Führungszirkels in Ankara und politisch motivierter Einmischung, unter anderem in die Geldpolitik der Zentralbank, schlechte Noten kassiert. Der im August frisch gewählte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan drohte daraufhin den Bonitätswächtern mit dem Rauswurf.

Energieminister Taner Yildiz hat in der vergangenen Woche in Russland um einen Preisnachlass für türkische Gaskäufe angesucht. Den türkischen Verbrauchern wurde dagegen eine 9-prozentige Gas- und Strompreiserhöhung in Aussicht gestellt. Auch neue Steuern auf Zigaretten und Alkohol sind veranschlagt. Insgesamt will das Finanzministerium im nächsten Jahr 10,8 Prozent mehr Steuern einnehmen, um das veranschlagte Budgetdefizit von 21 Milliarden Lira (7,31 Mrd. Euro) einzuhalten.

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