Jeder dritte Privatkonkurs betrifft Ex-Selbstständigen

Jeder dritte Privatkonkurs betrifft Ex-Selbstständigen
KSV-Auswertung: Anzahl der Privatkonkurse massiv gestiegen, die Ursachen haben sich kaum verändert.

Ehemalige Selbständigkeit (32 Prozent), persönliches Verschulden (19,9 Prozent) sowie Einkommensreduktion (18,4 Prozent) sind die Top-3-Ursachen für Privatkonkurse in Österreich. Dies erhob der Kreditschutzverband (KSV) von 1870. Demnach ist im Vorjahr reformbedingt die Zahl der Privatkonkurse um 45 Prozent auf 10.054 Fälle gestiegen. An der prozentuellen Verteilung der Ursachen habe sich  im Vergleich zu den Vorjahren aber kaum etwas verändert.

Entschuldung vor Neustart

Ehemalige Einzelunternehmer haben üblicherweise höhere Schulden als Konsumenten, da unternehmerische Verbindlichkeiten (Abgaben an das Finanzamt wie etwa die Umsatzsteuer, die Sozialversicherungsanstalt oder die Gebietskrankenkassen) "meist in den Himmel gewachsen sind", weiß KSV-Chef Ricardo-José Vybiral.

Eine Entschuldung für ehemalige Unternehmer mit besonders hohen Verbindlichkeiten habe lange als so gut wie unmöglich gegolten, denn hohe Schulden zu haben, sei per se kein Billigkeitsgrund für das Unterschreiten der 10-Prozent-Mindestquote gewesen. Viele der ehemaligen Unternehmer waren in einer Situation gefangen, in der es weder ein Vor noch Zurück gab. In der Regel haften sie mit ihrem Privatvermögen. Durch die Entschuldung wird ihnen beruflich wie privat ein Neustart ermöglicht“, so Vybiral.

 

Jeder fünfte selbst verantwortlich

Jede fünfte Insolvenz lässt sich auf persönliches Verschulden zurückführen. Hierbei überschätzen 11,9 Prozent konstant ihre eigene finanzielle Leistungsfähigkeit und können das finanzielle Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben anhaltend nicht schließen. „Umschuldungskredite schaffen nur kurzfristig und nur scheinbar Normalität, denn das Ausgabenverhalten wird so nicht verändert und der Finanzcrash wird damit letztlich unvermeidbar“, analysiert  KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Tendenziell finden sich in diesem Bereich Schuldner mit eher niedrigem Einkommen.

Einkommensreduktion

Dritthäufigste Ursache ist mit 18,4 Prozent die Einkommensreduktion, etwa durch einen Jobverlust. Laufende Zahlungen  wie etwa Kreditverbindlichkeiten für Wohnraum können hier rasch zum Problem werden. Die Ursache "persönliche Probleme" ist mit 12,9 Prozent ebenfalls relevant. Darunter fälle laut KSV häufig Suchtverhalten, das zu schuldenfinanzierten Ausgaben führt und die eigenen Leistungsfähigkeit gegen null tendieren lässt.

Auch „Lebenskrisen“ können zu einer Insolvenz führen, das trifft auf 11,3 Prozent der Fälle zu. Hier dominieren Schicksalsschläge, von denen sich Menschen anhaltend nicht mehr erholen, und auch Scheidung ist ein Grund.

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