Japans Wirtschaftsmotor stottert weiter

Japan ist erneut in eine Rezession geschlittert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal 2015 um eine hochgerechnete Jahresrate von 0,8 Prozent, wie die Regierung am Montag in Tokio bekanntgab. Im Vorquartal war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach revidierten Berechnungen um 0,7 Prozent geschrumpft. Bei einem Rückgang in zwei Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession.
Es ist das zweite Mal seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Shinzo Abe Ende 2012, dass das Land in eine solche Situation gerät. Dennoch zeigte sich der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Akira Amari, zuversichtlich, dass Japan sich weiter moderat erholen werde. Der Rückgang fiel deutlicher aus als von Ökonomen erwartet. Im Vergleich zum Vorquartal sank die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Die Börse in Tokio gab daraufhin nach.
Regierungschef Abe war angetreten, Japan mit Hilfe seiner „Abenomics“ genannten Wirtschaftspolitik aus schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik und Reformen aus der Stagnation und Deflation zu führen.
Doch gerade bei den angekündigten Strukturreformen sehen Ökonomen weiter erheblichen Handlungsbedarf. Angesichts der Sorge um ein schwächeres Wachstum in China und der Weltwirtschaft drosselten die japanischen Unternehmen ihre Investitionen.
Die Kapitalausgaben sanken im zweiten Quartal in Folge, um 1,3 Prozent. Auch ein Abbau der Lagerbestände verlangsamte das BIP. Wegen der rapiden Überalterung der Gesellschaft haben die Unternehmen zunehmend mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen. Positiv werteten Ökonomen, dass der private Konsum, der zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung Japans beiträgt, stieg, wenngleich nur relativ schwach um 0,5 Prozent.
Wachstum im vierten Quartal?
Im vorangegangen Quartal waren die Verbraucherausgaben noch um 0,6 Prozent zurückgegangen. Die Exporte legten zudem um 2,6 Prozent zu, nachdem sie im Vorquartal um 4,3 Prozent eingebrochen waren. Die Regierung wie auch private Ökonomen rechnen im vierten Quartal 2015 wieder mit einem Wachstum. Dennoch könnte der Druck auf die Regierung und die Notenbank steigen, die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Im Gespräch ist bereits ein Nachtragshaushalt zum Jahresende. Ob die Notenbank angesichts des gestiegenen Privatkonsums die ohnehin bereits weit geöffneten Geldschleusen noch weiter aufreißen wird, ist jedoch fraglich.
Börse Tokio reagiert auf Anschläge in Paris
Der Tokioter Aktienmarkt hat amMontag in Reaktion auf die Terroranschläge in Paris und enttäuschende Konjunkturdaten für Japan schwächer geschlossen. Die Attentate sorgen an den Börsen für hohe Nervosität unter den Anlegern, die sich auch in fallenden Kursen niederschlägt, kommentiertenMarktteilnehmer. Der Nikkei-225 Index schlossmitminus 203,22 Punkten oder 1,04 Prozent bei 19.393,69 Zählern.
Der Topix Index verlor um14,30 Punkte oder 0,90 Prozent auf 1.571,53 Einheiten. 405 Kursgewinnern standen dabei 1.343 -verlierer gegenüber. Unverändert notierten 114 Titel. So mussten die Titel der All Nippon Airways (ANA) ein Minus von 3,47 Prozent verbuchen. Aber auch exportorientierte Unternehmen, Banken und Einzelhändler fanden sich verstärkt auf den Verkaufslisten der Anleger. Die Aktien von DeNa rutschten nach einer Herabstufung durch Analysten deutliche 8,3 Prozent ins Minus. Die Titel des Reise-Konzerns H.I.S büßten rund fünf Prozent an Wert ein.
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