IWF warnt: Schwächelt Europa, schwächelt China

China will dem krisengeschüttelten Europa helfen. Es sei im Interesse der eigenen Wirtschaft, Europa in der Schuldenkrise beizustehen, warb Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao bei seinen Landsleuten am Wochenende um Verständnis für eine Beteiligung an der Euro-Rettung. Wen hatte während eines Besuchs der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel vergangene Woche versichert, dass China sich über die Euro-Rettungsschirme EFSF oder dem ESM an der Überwindung der Schuldenkrise beteiligen werde. Ein Novum: Bisher hatte sich Chinas Führung nur über den Internationalen Währungsfonds (IWF) an Hilfen für Europa engagieren wollen.
Wen wird viel Überzeugungsarbeit im Land zu leisten haben, werden Geldanlagen in als unsicher geltende europäische Staatsanleihen in China durchaus kritisch gesehen - auch wenn Merkel bei ihrem Besuch versicherte, dass die EU bei der Bekämpfung des Schuldenproblems entscheidende Fortschritte gemacht habe. In die Karten spielen könnte ihm die jüngste Warnung des IWF: Sollte sich die europäische Schuldenkrise verschlimmern, könnte sich Chinas Wirtschaftswachstum nahezu halbieren.
Zwar prognostizierte der IWF China noch immer 8,2 Prozent Wachstum, jedoch könnte sich der Wert um 4 Punkte verringern, wenn die Krise in Europa anhalte. Mit einer Investition von umgerechnet rund 55 Mrd. Euro könnte der Rückgang des Wachstums um einen Punkt verlangsamt werden, hieß es in dem Bericht. An den Börsen Hongkong und Shanghai drückten diese Warnungen vor Belastungen der europäischen Schuldenkrise für die chinesische Wirtschaft auf die Indizes.
China wichtigster EU-Handelsbpartner
China könnte nach Einschätzung der
Europäischen Union dieses Jahr größter Abnehmer für europäische Waren werden. "Es gibt Hinweise darauf, dass China 2012
Europas größter Exportmarkt wird", sagte der EU-Vertreter in Peking, Markus Ederer. Damit würde die Volksrepublik die USA als wichtigstes Zielland für europäische Exporte ablösen. Für die meisten einzelnen Länder dürften allerdings weiterhin EU-Partner die wichtigsten Handelspartner bleiben; für Deutschland ist dies seit langem Frankreich.
"Die europäischen Exporte wachsen schneller als die europäischen Importe aus China", sagte Ederer. Die EU ist schon seit langem der größte Importeur chinesischer Waren. Derzeit ist die Regierung in Peking allerdings darauf bedacht, die Nachfrage im Inland zu stärken, um von Exporten weniger abhängig zu sein. Das dürfte gleichzeitig auch die Nachfrage in der Volksrepublik nach ausländischen Waren steigern.
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