IWF stellt Deutschland in Coronakrise gutes Zeugnis aus

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa
Weltwährungsfonds erwartet für heuer BIP-Rückgang von 5,5 Prozent - Frühestens 2022 wieder auf Vorkrisenniveau.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt Deutschland in der Bekämpfung der Coronakrise ein gutes Zeugnis aus. Sowohl im Gesundheitssystem als auch bei den Hilfen für die Wirtschaft sei früh und energisch vorgegangen worden, teilte der IWF am Mittwoch nach einer zweiwöchigen Analyse mit. Deutschland schlage sich deswegen konjunkturell besser als andere Staaten in Europa.

"Insgesamt wird die deutsche Wirtschaft 2020 um rund fünfeinhalb Prozent schrumpfen." Nächstes Jahr werde es eine Erholung geben. Das Vorkrisenniveau dürfte aber frühestens 2022 wieder erreicht werden. Zuletzt hatte der IWF Deutschland für heuer noch ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt von 6,0 Prozent vorausgesagt. 2021 wird dann mit einem Wachstum von 4,2 Prozent gerechnet. "Die Risiken für den Ausblick sind aber substanziell", betonte der IWF nun. Sollte die zweite Welle an Infektionen nicht unter Kontrolle gebracht werden, drohe ein längerer Shutdown als bisher für den November geplant. Hinzu kämen Risiken bei einem harten Brexit und neuen Handelsstreitigkeiten.

Der IWF analysiert regelmäßig die Wirtschaftspolitik zahlreicher Länder und spricht dabei auch Empfehlungen aus. Deutschland rät der Fonds, seine wegen der Coronakrise lockere Finanzpolitik fortzusetzen, bis es Belege für eine nachhaltige Erholung gebe.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat mehrfach betont, nicht zu früh die Finanzpolitik wieder ändern zu wollen. Für 2021 kalkuliert er bisher mit einer Neuverschuldung von gut 96 Mrd. Euro - der zweithöchsten überhaupt. Dafür muss er noch einmal die Ausnahmeregelung von der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse in Anspruch nehmen. Der IWF betonte, in allen Krisenszenarien bleibe die Verschuldung tragfähig und stelle keine Hürde dar. Weitere Hilfen für Unternehmen wurden empfohlen, um Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt zu vermeiden.

Eine wichtige Rolle spielt laut IWF die Finanzbranche. Auch wenn die Krise zulasten von Gewinnen und bestehender Kapitalpuffer gehe, dürften sich die deutschen Banken als weitgehend robust erweisen. Hohe Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe seien jetzt aber nicht angebracht, dafür Kostensenkungen, um profitabler zu werden.

Scholz begrüßte das IWF-Lob. Er verwies darauf, dass mit dem Konjunkturpaket im Sommer auch Prioritäten für Zukunftsthemen gesetzt worden seien. "Wir stellen die Weichen, um bei Klimaschutz und Digitalisierung voranzukommen."

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