IWF-Chefin Lagarde hält Grexit für möglich

Christine Lagarde (l.) und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis.
Austritt wäre "nicht das Ende des Euro", so die IWF-Chefin. Rezession in Griechenland.

Die Koffer sind gepackt, das zweitägige Treffen der G-7-Finanzminister und Notenbankchefs in Dresden geht am Freitag zu Ende. Bei einem Thema, das nicht auf der offiziellen Liste steht, herrscht Einigkeit: Übers Knie gebrochen wird eine Lösung für Griechenland nicht.

Laut den internationalen Institutionen muss das pleitebedrohte Euroland bis Ende kommender Woche verbindliche Grundzüge für weitere Reformen festlegen. Nur dann könne Griechenland noch rechtzeitig Geld aus dem laufenden Hilfsprogramm erhalten. Hauptstreitpunkte seien die geforderte griechische Pensionsreform, die aus Sicht der Geldgeber unzureichenden Reformen auf dem Arbeitsmarkt und die zu geringen Privatisierungsanstrengungen.

Griechenland ringt seit Monaten mit EU, EZB und dem Internationalen Währungsfonds IWF um die Reformauflagen für weitere 7,2 Mrd. Euro, mit denen eine Pleite abgewendet werden soll.

"Kein Spaziergang"

Der IWF schließt indes ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum (Grexit) nicht mehr aus. "Der Austritt Griechenlands ist eine Möglichkeit", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ein Grexit wäre nach ihren Worten "kein Spaziergang", würde aber "wohl nicht das Ende des Euro" bedeuten.

Lagarde widersprach zudem Äußerungen aus der griechischen Regierung, wonach die Verhandlungen mit den Gläubigern kurz vor dem Abschluss stehen. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Tagen eine umfassende Lösung erreichen werden", sagte sie.

Lagarde machte der Zeitung zufolge deutlich, dass sie die Verantwortung für den Verbleib Griechenlands in der Währungsunion nicht beim IWF sehe. Wenn die Europäer eine drohende Staatspleite vermeiden wollten, müssten sie selbst Vorkehrungen treffen. Wenn die Voraussetzungen erfüllt seien, könnten die Euro-Staaten und die EZB den Griechen "ein wenig Luft zum Atmen geben".

BIP schrumpfte um 0,2 Prozent

Das Sorgenkind des Euroraums, Griechenland, ist zum Jahresstart zurück in die Rezession gefallen. Das bestätigte am Freitag das nationale Statistikamt Elstat in einer zweiten Schätzung. Demnach schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal um 0,2 Prozent, nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im Schlussquartal 2014.

IWF-Chefin Lagarde hält Grexit für möglich
epa04770353 A homeless man rests on the pavement of a small street of central Athens, Greece, 27 May 2015. Greek government's deliberations with the representatives of the institutions within the framework of the Brussels Group will resume on 27 May. Greek diplomatic sources estimate that an agreement on principle can be reached within the next seven days in order for the issue to be tabled for debate on eurozone ministers' level. EPA/ORESTIS PANAGIOTOU
Bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativen Wachstumsraten sprechen Ökonomen von einer Rezession. Damit bestätigten sich Befürchtungen zahlreicher Experten. Wegen des Schuldenstreits der neuen griechischen Regierung mit ihren Geldgebern war ein erneuter Wirtschaftseinbruch befürchtet worden. Dabei hatte sich die Konjunktur seit Anfang 2014 von ihrer jahrelangen Talfahrt erholt. Analysten hegten die Hoffnung, dass die Wende zum Besseren geschafft sei. Das hat sich mit dem abermaligen Einbruch zerschlagen.

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