Interview: Woom holt Investoren und Know-how von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner

Interview: Woom holt Investoren und Know-how von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner
Der heimische Hersteller holt Geld von Investoren und will noch größer werden, die Produktion wird künftig auch in Polen stattfinden, Asien kann man aber nicht aufgeben.

Wer auf dem Weltmarkt bestehen will, muss größer denken – und größer werden. Der Klosterneuburger Kinderfahrradhersteller Woom holt sich deshalb Investoren an Bord und gibt Firmenanteile ab. 27 Prozent übernimmt die Bregal-Gruppe, die Beteiligungsgesellschaft der Familie Brenninkmeyer, zu ihr gehört das Textilunternehmen C&A. Sechs Prozent gehen an Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner, Unternehmer Stefan Kalteis und die Deutschen Investoren Alexander Kudlich, Ludwig Ensthaler, Florian Leibert. Über die Investitionssumme herrscht stillschweigen. Der KURIER hat mit den Gründern Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka sowie Geschäftsführer Guido Dohm gesprochen.

KURIER: Sie geben nach sieben Jahren ein Drittel ihrer Firma ab – wehmütig?

Christian Bezdeka: Nein, es ist ein super Gefühl, wir sind alle happy. Es ist für uns ein Meilenstein, um noch besser zu werden.

Sie suchen seit einem Jahr nach Partnern.

Bezdeka: Das war ein längerer Prozess, weil wir hohe Ansprüche hatten. Wir wollten nicht nur Geld, wir wollten jemanden, der uns versteht und unsere Werte teilt. Der, so wie wir, ein Weltverbesserer sein will.

Marcus Ihlenfeld: Wir brauchen Partner, um in die Offensive gehen zu können. Wir müssen in unsere Produkte investieren, wollen stärker weltweit agieren, müssen digitalisieren, um näher an die Kunden zu kommen. Auch mehr Produktionsstandorte muss es geben – ab Dezember produzieren wir auch in Polen.

Die Produktion in Kambodscha bleibt bestehen?

Bezdeka: Ja, unbedingt. Asien brauchen wir für die weltweite Distribution. Die Produktion in Polen soll das europäische Volumen abdecken. Ein Drittel der Gesamtproduktionsmenge kommt künftig aus Polen. Wir wollen in Zukunft vermeiden, ausverkauft zu sein, so wie uns das 2020 passiert ist.

Guido Dohm: Für das Wachstum brauchen wir mehr Produktionsstätten. Und damit wir die Container nicht mehr über die Weltmeere fahren müssen, ist Polen ideal. Wir denken nachhaltig, das sehen wir als Auftrag für unsere Kinder.

Sie holen gleich sechs verschiedene Investoren. Wird das nicht kompliziert?

Ihlenfeld: Wir vergeben 33 Prozent, das war, auch emotional, einfacher als gedacht. Wir wissen, dass wir jetzt ein Team von sehr guten Beratern um uns haben.

Dohm: Man muss die Herkunft von Family-Equity verstehen: Das Kapital kommt aus Familienunternehmen, die haben das alles selbst erwirtschaftet. Früher hätten sie es in Aktien oder Immobilien gesteckt. Neuerdings sucht man alternative Anlageformen, die findet man in mittelständischen, schnell wachsenden Unternehmen. Der Investitionsgedanke ist langfristig und es muss ethisch und moralisch zusammenpassen.

Sie haben mit Florian Gschwandtner einen Start-up-Profi geholt. Was erwarten Sie?

Ihlenfeld: Er hat bereits eine Firma aufgebaut und viele Erfahrungen mit allen Wachstumsschmerzen gemacht. Das wird uns Fehler ersparen. Gerade bei der Digitalisierung wird er helfen können. Florian ist Feuer und Flamme. Das sind nicht nur „2 Minuten 2 Millionen“, es ist mehr als das.

Wird man künftig Woom-Fahrräder bei C&A kaufen können?

Alle: Nein! Definitiv nicht.

Dohm: Wir bleiben beim Fachhandel. Wir vertreiben über Händler mit Werkstatt und Service. Das wäre in einer C&A-Filiale undenkbar.

2020 verkaufen Sie 230.000 Kinderfahrräder. Wie entwickelt sich das weiter?

Ihlenfeld: Klar gibt es heuer den Corona-Effekt, wir wissen das richtig einzuschätzen. Aber Rad ist und bleibt ein Megatrend – auch in den kommenden Jahren.

Bezdeka: Wir haben viel vor, das Thema E-Bike wird immer größer, wir haben mehr als 80 Innovationen in der Pipeline, noch viele Ideen.

Auch Erwachsenenräder?

Bezdeka: Nein, voller Fokus auf Kinderräder.

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