Intercell wird französisch und erhält Staatsgeld

Im Gesamtjahr 2012 erwartet Intercell einen Nettoverlust von 20 bis 24 Millionen Euro.
Die Wiener Biotech-Firma verlegt als Valneva den Hauptsitz nach Lyon und will bis 2015 profitabel werden.

Der Deal kam überraschend,aber nicht ganz unerwartet. Schon längere Zeit streckte der tiefrote Wiener Impfstoff-Hersteller Intercell seine Fühler nach strategischen Partnern aus. Am späten Sonntag Abend gab Intercell die Fusion mit dem französischen Mitbewerber Vivalis bekannt. Mit gemeinsamen Kräften soll nun bis 2015 die Rückkehr in die Profitabilität gelingen.

Beide Firmen sollen nach Zustimmung der Aktionäre und Kartellbehörden bis Mai 2013 zu einem Biotech-Unternehmen namens Valneva verschmolzen werden. Sitz der Valneva wird Lyon sein, Intercell-Chef Thomas Lingelbach wird Vorstandsvorsitzender. „Es handelt sich um keine Übernahme, sondern um einen gleichberechtigten Zusammenschluss“, betonte Lingelbach bei der Bekanntgabe des Mergers. Ziel sei die Schaffung eines europaweit führenden Biotech-Unternehmens für Impfstoffe und Antikörper. Intercell hat mit Ixiaro, einem Mittel gegen die Tropenkrankheit Japanische Enzephalitis, zwar erst ein Produkt auf dem Markt, forscht aber an vielversprechenden Impfstoffen gegen Pandemische Grippe, Krankenhauskeimen oder Tuberkulose. Vivalis hat einen zugelassenen Tierimpfstoff im Portfolio und forscht an weiteren veterinären und humanen Impfstoffen.

Tierversuche

Im Zuge der Fusion will Lingelbach auch zusätzliche Aktivitäten, die Vivalis bisher ausgelagert hatte, nach Wien bringen, etwa Tierversuche. Intercell hat eine lizensierte Tierversuchsanlage in Wien, als Versuchstiere werden vor allem Mäuse verwendet. „Wir werden diesen Bereich sicher auslasten, aber im Rahmen der genehmigten Kapazitäten“, so Lingelbach. Trotz der Synergien in einzelnen Bereichen ist kein größerer Stellenabbau geplant, die Produktion in Schottland könnte zusätzliche Aufträge erhalten. Valneva wird rund 350 Mitarbeiter beschäftigten, 250 davon kommen von Intercell.

Kapitalerhöhung

Nach der Fusion soll die Finanzlage von Valneva durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 40 Millionen Euro gestärkt werden. Dabei gewährt allein der französische Staat über seinen Technologiefonds eine Finanzspritze von 25 Millionen Euro. „Bedingung dafür war, dass der Stammsitz in Frankreich liegt“, sagt Lingelbach.

Gelistet wird die Valneva-Aktie bis auf weiteres sowohl an der NYSE Euronext in Paris als auch an der Wiener Börse. Durch die Verschmelzung erhalten Intercell-Aktionäre 13 neue Vivalis Stammaktien und 13 neue Vorzugsaktien für 40 Intercell-Aktien. Nach Abschluss der Fusion halten Intercell-Aktionäre 45 Prozent an Valneva. Die Aktionäre begrüßten am Montag die Fusion. Der Kurs der Intercell-Aktie legte um fast 18 Prozent zu.

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