Kapsch kritisiert mangelnde Reformbereitschaft

Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung
Vertrauen der Unternehmen in Politik fehlt, sagt der Industriellen-Präsident.

Unser Lohnniveau liegt erstmals über dem deutschen, aber die Produktivität liegt darunter. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit auf Rekordwerte, und beim Wachstum ist Österreich in der Gruppe der Wachstumsschwächsten in Europa." Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), fordert einmal mehr Reformen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes.

Die Wünsche reichen vom Bürokratie-Abbau über Reformen im Gesundheits-, Bildungs- und Pensionssystem bis zur flexibleren Arbeitszeit. Ein wesentlicher Faktor zur Verbesserung des Standorts sei auch, das Vertrauen in die Politik wieder herzustellen. Die Unternehmen investierten auch deswegen so wenig – kritisierte der IV-Chef am Dienstag bei einer Diskussion im Wiener Strategieforum an der WU Wien – weil sie der Politik nicht glaubten. Kapsch: "Wir führen zwar keine Substanzsteuern auf Vermögen ein, ein Teil der Regierung betont aber immer wieder, dass dieses Thema nicht vom Tisch ist." Das verunsichere nicht nur neue Investoren, sondern führe dazu, dass der Ausbau von Produktionen kaum noch in Österreich stattfinde.

Günter Thumser, Chef der Zentral- und Osteuropa-Gruppe des Konsumgüter-Erzeugers Henkel, geht mit seiner Kritik noch weiter: "In Österreich fehlt schlicht eine Standort-Strategie der Regierung. Es gab ja auch keine Strategie für die Ostöffnung." Ein zweites großes Wachstumshindernis sei die Bürokratie. So dauere es zwei bis vier Monate, um für Nicht-EU-Ausländer die Genehmigung für eine Ausbildung in Österreich zu bekommen. In Osteuropa funktioniere das innerhalb weniger Tage,

Als größte Reformbremsen in Österreich sieht Kapsch den Föderalismus und die Sozialpartnerschaft, die "das Land in Geiselhaft" halten.

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