Ziegelinnovation bringt Design aufs Dach

Ziegelinnovation bringt Design aufs Dach
Wienerberger und Studio F. A. Porsche präsentierten den ersten designten Ziegel fürs Dach „V11“.

Designte Dachziegel? Im IMMO-Interview erklären Geschäftsführer Mike Bucher (Wienerberger) und Design-Director Christian Schwamkrug (F.A. Porsche Design), warum es dafür längst an der Zeit war.

KURIER: Herr Schwamkrug, Sie sind Design Director bei Studio F. A. Porsche. Wie kommt ein Autohersteller zum Ziegeldesign?

Christian Schwamkrug: Das muss ich richtigstellen. Porsche steht für eine Automarke, aber unser Gründer Ferdinand Alexander Porsche hat sich 1972 mit einem Produktdesignstudio selbstständig gemacht. Seither findet Auto nicht mehr statt, wir operieren selbstständig. Die Idee, den Dachziegel zu gestalten , hatte Mike Bucher.

Ziegelinnovation bringt Design aufs Dach

Christian Schwamkrug, Design Director beim Studio F.A. Porsche

Warum muss ein Dachziegel überhaupt designt werden?

Mike Bucher: Architektur verändert sich gerade. Dächer waren bisher flach, der Trend geht jetzt hin zu Spitzdächern mit wenig Überstand. Architekten arbeiten meist mit glatten, unauffälligen Ziegeln. Ich wollte etwas anderes anbieten.

Schwamkrug: Gebäude mit Satteldach haben eine enorme Fläche, die gestaltet werden muss. Dachziegel sind ein Architekturelement, genau wie eine Haustür. Deshalb ist es absolut legitim einen Dachziegel zu gestalten. Es gab bisher auch nur zwei Arten: gewellt oder glatt.

Wie ist der Ziegel „V11“ gestaltet?

Schwamkrug: Er ist zurückhaltend, mit verschiedenen Facetten ausgestattet, sodass ein Spiel aus Licht und Schatten entsteht.

Bucher: Je nach Lichteinfall entsteht ein anderer Effekt. Es gibt drei Grautöne: Basalt, Titanium und Anthrazit.

Ziegelinnovation bringt Design aufs Dach

Wienerberger-Geschäftsführer Mike Bucher

Wie konnten Ästhetik und Funktionalität vereint werden?

Schwamkrug: Die Facettierung des Ziegels hat einen ästhetischen 3-D-Effekt und einen funktionalen Drainageeffekt, sodass Wasser kontrolliert ablaufen kann.

Was waren die Vorgaben?

Bucher: Der Dachdeckerberuf ist ein traditionelles Handwerk. Maximale, minimale Größen und Breiten mussten eingehalten werden, um Verarbeitungs- und Produktionsprozess zu gewährleisten. Optisch gab es keine Vorgaben.

Schwamkrug: Auch Wandstärken und Radien waren vorgegeben. Wichtig war, das Handwerk zu respektieren. Unser Ziegel kann wie ein traditionelles Produkt verarbeitet werden.

Wie viel kostet der Ziegel?

Bucher: Ein Dach zu decken kostet standardmäßig 35.000 bis 40.000 Euro, abhängig von der Dachfläche. Auf diesen Preis muss man zwischen 500 und 1.000 Euro aufrechnen, je nach Größe des Dachs. Es ist kein Haute Couture-Produkt, jeder, der diese Ziegel will, kann ihn sich auch leisten.

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