Hans-Jörg Ulreich: Wie wird Nachverdichtung sinnvoll umgesetzt?
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"Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dem wachsenden Zustrom in Wien gerecht zu werden: Die Stadt nach innen zu verdichten oder das Wiener Umland zu besiedeln. Dichte wird immer noch mit sozialen Brennpunkten verknüpft, mit Ängsten vor Mietpreiserhöhungen und vor Grünflächenverlust. In Wahrheit werden diese Probleme weder durch Umlandbebauung gelöst noch durch Nachverdichtung verursacht. Französische Banlieus, die trotz guter Infrastruktur zum sozialen Brandherd werden, sind dafür das beste Beispiel. Zürich, wie Wien eine Stadt mit weltweit höchster Lebensqualität, setzt ausschließlich auf innerstädtische Nachverdichtung – nicht zuletzt aufgrund eines Votums der Stadtbevölkerung gegen Bebauung von grünem Umland. Das politische Ziel Nachverdichtung sollte auch in Wien ökologisch nachhaltig, dem Stadtbild angepasst und sozial verträglich umgesetzt werden. Das bedeutet Schluss mit veralteten Flächenwidmungsplänen, die aus den 1970er-Jahren stammen und immer noch von einem Bevölkerungsrückgang ausgehen. Mehr Dichte zulassen, dort, wo es die Umgebung erlaubt, Auflagen für den Gebäudeabbruch streichen, eine umfassende Mietrechtsreform umsetzen. Ein Zuwachs an Wohnfläche muss – sofern ökologisch nachhaltig gebaut wird und die Umgebungsdichte es zulässt –zum Förderungsziel werden. Plus einem Mix an Maßnahmen für eine gemischte Bevölkerungsstruktur in der Stadt. Die jetzige – typisch wienerische Situation – hilft nicht weiter: Während alle von Nachverdichtung reden, wird von der Stadt im Umland gebaut.“
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