Architekt Alfred Waltl: "Mehr ist mehr"

Architekt Alfred Waltl: "Mehr ist mehr"
Welche Rolle Instagram in der Holtelarchitektur spielt erklärt der Chef von W2 Manufaktur.

KURIER: Wie muss man heutzutage ein Hotel bauen, damit sich der Gast wohlfühlt?

Alfred Waltl: Es gibt kein Einheitskonzept. Im Gegenteil, die Hotelkonzepte werden immer individueller, weil es immer mehr unterschiedliche Zielgruppen gibt. Eines kann man aber schon verallgemeinern. Der Urlaubsgast möchte ein Hotel, das in die Region passt. Stellen Sie sich vor, Sie fliegen nach Griechenland und dort steht ein typisches Tiroler Haus. Das passt nicht. Ehrlich und authentisch muss ein Hotel sein, damit sich die Gäste wohlfühlen.

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Muss das Hotel auch instagramtauglich sein?

Ja. Schick und schön wird gern gepostet. Wir berücksichtigen die Inszenierung mittlerweile auch in der Planung. Wir fragen uns beispielsweise: Was wäre, wenn man in dieser Ecke ein Foto macht? Gibt es Elemente die das Bild stören? Bei all der Inszenierung darf jedoch der Fokus auf den Gast nicht verloren gehen.

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Wie baut man ein Hotel für Gäste, die auf Individualität Wert legen?

Auch wenn es so viele Hotelkonzepte wie nie gibt, muss man sich auf eine Zielgruppe festlegen. Den größten Fehler, den man machen kann, ist zu denken, man müsse alles abdecken. Der Gast muss auch nach drei Tagen Aufenthalt immer wieder neue Angebote oder Spielereien entdecken können und positiv überrascht sein.

Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr. Macht sich das auch in der Hotelarchitektur bemerkbar?

Ja, vor allem in der gehobenen Hotellerie muss es Laptop-Plätze, Rückzugszonen oder Loungen geben, wo man ungestört arbeiten kann.

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Inwieweit fließt die Digitalisierung in den Hotelbau ein?

Es ist ein absolutes Muss, dass es überall in der Hotelanlage WLAN gibt. Mit Licht- oder Soundsteuerung beziehungsweise anderen technischen Spielereien möchte sich der Gast hingegen nicht beschäftigen. Im Urlaub will man abschalten und die Einfachheit und Freiheit sollen im Vordergrund stehen. Smart ist hingegen die komplette Gebäudetechnik. Aber auch hier lautet die Devise: einfache Oberflächen, die vom Personal leicht bedienbar sein müssen.

Welche Trends stellen sie fest?

Der Gast möchte ein Hotel, das Wärme ausstrahlt und eine Seele hat. Er hat einen höheren Anspruch als früher. Wir müssen heute schon Konzepte entwickeln, die dann in fünf Jahren den Trend vorgeben sollen. Man kann sich als Hotelier nicht mehr an den Glauben stützen, das was der Nachbar macht, reicht auch für mich. Ein ganz starker Trend ist der zum grünen Luxus. Man will Luxus genießen, aber nicht auf Kosten der Umwelt. Auch wenn man dazu mit dem Sprit fressendem Luxusauto anreist. (Claudia Weber)

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