Fenster auf und durchatmen! Was in Wien im Sommer oft nicht möglich ist, ist im Waldviertel selbstverständlich. Frische, kühle Luft. Tagsüber sind die Temperaturen in Städten wie Horn oder Zwettl kaum niedriger als in der Bundeshauptstadt.
Was den Unterschied ausmacht, sind die nächtlichen Temperaturen. Sie liegen nie über 20 Grad Celsius, gut durchlüften sorgt hier für tatsächliche Abkühlung in den eigenen vier Wänden – der nächtlichen Erholung steht im Waldviertel also nichts im Weg.
Gute Infrastruktur
Die Temperaturen, die Ruhe und die großartige Natur sind aber nicht die einzigen Gründe, warum sich viele Städter gerne im Norden von Niederösterreich ansiedeln.
Investitionen in die Infrastruktur, wie etwa der Ausbau des Glasfasernetzes machen die Region auch als Arbeitsplatz äußerst attraktiv. „Homeoffice wird damit einfacher, das tägliche Pendeln in die Stadt ist oftmals nicht mehr notwendig“, erklärt Josef Wallenberger von der Wallenberger & Linhard Regionalberatung. „Dazu kommt der demografische Wandel. Die Generation der Babyboomer geht in Pension, was zu einer starken Nachfrage nach Arbeitskräften führt. Die Arbeitslosigkeit im Waldviertel ist niedrig wie lange nicht.“
Viel Zuzug
Die Wanderungsbilanz der Hauptwohnsitzer ist seit Jahren positiv. Seit 2009 sind 72.000 Menschen ins Waldviertel zugezogen, um hier ihren Hauptwohnsitz zu gründen. Im vergangenen Jahr (zwischen 2022 und 2023) ist die Bevölkerung um 804 Personen gewachsen und zählt nun 216.454 Hauptwohnsitze sowie 58.842 Nebenwohnsitze.
Die größte Gruppe, die ins Waldviertel zieht, ist zwischen 20 und 34 Jahre alt, viele von ihnen haben Kinder. Sie beleben die Orte, nutzen die Infrastruktur und sind potenzielle neue Arbeitskräfte für die regionalen Betriebe. Hauptmotiv für den Zuzug ist neben dem sicheren Aufwachsen der eigenen Kinder die relativ gute Leistbarkeit von Immobilien im Waldviertel.
Immomarkt im Aufwind
Die große Nachfrage der vergangenen Jahre bescherte dem Waldviertler Immobilienmarkt einen überproportional starken Auftrieb. Bei den Preisen für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen setzte ein wahrer Aufholprozess ein.
Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für ein Einfamilienhaus im Waldviertel legten laut Raiffeisen Immobilien mit Beginn der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 um 34 Prozent von € 1.914 auf € 2.577 zu, Eigentumswohnungen verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 28 Prozent auf € 2.335 pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Im NÖ-Durchschnitt betrugen die Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern zehn Prozent, bei Eigentumswohnungen sieben Prozent.
Knappes Angebot
Dieser Immobilienboom hat – vor allem bei gebrauchten Immobilien – zu einer deutlichen Verknappung des Angebots geführt. Das bestätigt auch Ferdinand Schönfelder von der Waldviertel Immobilien Vermittlung (WIV): „Gebrauchte Immobilien in gutem Zustand sind nur schwer zu bekommen. Und wenn, dann sind sie nicht lange auf dem Markt.“
Niedrige Preise
Mittlerweile haben sich die Preise wieder eingebremst. Ferdinand Schönfelder gibt einen Überblick über aktuelle Quadratmeterpreise, die von Stadt zu Stadt, von Gemeinde zu Gemeinde, deutlich variieren können: „In manchen Bezirksstädten liegen die Preise von Grundstücken bereits zwischen 100 und 150 Euro pro Quadratmeter und vereinzelt auch schon darüber. In den ländlichen Gemeinden sind aber auch noch Grundstücke zwischen 10 und 35 Euro pro Quadratmeter zu bekommen.“
Und gebaut werde gerne im Waldviertel, vor allem auch von den jungen Menschen, erzählt Schönfelder. Dem Wunsch nach einem eigenen Haus kommt immer öfter auch die Novum Gruppe nach. Aktuell befinden sich zwei Projekte in bzw. rund um Horn in Bau. Mit „Zwischen den Reben“ und „7 Zwerge“ werden bis 2025 insgesamt 13 Reihenhäuser entstehen.
Der Mietmarkt ist im Waldviertel hingegen ein kleiner und damit teurer. Das erklärt, warum man beispielsweise für eine 88 Quadratmeter große Altbauwohnung in Horn 755 Euro Miete bezahlt.
Attraktiver Lebensraum
Allen Menschen, die ein neues Zuhause oder einen neuen Job im Waldviertel suchen, bietet der Verein Interkomm unter der Marke „Wohnen im Waldviertel“ Service und Beratung. Herzstück ist das WohnWeb Waldviertel. Auf der Internetplattform www.wohnen-im-waldviertel.at erhalten Suchende umfassende Informationen zu Infrastruktur und Lebensqualität, zu den teilnehmenden Gemeinden sowie zu verfügbaren Immobilien, Grundstücken und freien Jobs.
Neben „Wohnen im Waldviertel“ gibt es viele weitere innovative Initiativen, die das Waldviertel als Lebensraum attraktiv machen. „Da gibt es zum Beispiel „Frau Ida“ in Zwettl, die unternehmerisch tätige Frauen sichtbar macht, ihnen Raum-Lösungen anbietet und sie vernetzt. Zusätzlich wird durch den Ausbau der Kleinstkindbetreuung im Waldviertel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert“, so Josef Wallenberger.
Ab-Hof einkaufen
Auch die Betreuung und Pflege der älteren Bevölkerung wird großgeschrieben. Durch die „Community Nurses“, sowie durch die vielen anderen Pflegedienste im Waldviertel können diese Menschen lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen. Nicht zu vergessen die vielen Bauern, die ihre Produkte in vielen Bauernläden, Selbstbedienungshäuschen und durch Ab-Hof-Verkauf beinahe 24/7 verfügbar machen.
Botschafter
Ein Botschafter des Waldviertels ist Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann. Auch er schätzt das Waldviertel als Wohnort: „Fernab vom Massentourismus gibt es hier echte Naturerlebnisse. Ob Spaziergänge im Wald, das Sammeln von Wildkräutern oder ein erfrischendes Bad in einem der Teiche. Wer hier die Zeit verbringt, erkennt bald, was das Wort Lebensqualität bedeutet.“
Der Unternehmer ist bestrebt, die Region weiterzuentwickeln, „dabei müssen wir jedoch darauf achten, auch alte Bausubstanzen neu zu beleben. Meine Frau Edith und ich haben deshalb unser Herzensprojekt – die Stadt-Lofts – in die Tat umgesetzt und gemeinsam mit einem vor Ideen sprudelnden Team einem alten Haus neues Leben eingehaucht. Unser Ziel ist es, so die Geschichte der Stadt erlebbar zu machen.“
Bis Herbst wird das historische Gründerhaus aus dem 13./14. Jahrhundert an der Zwettler Stadtmauer zu fünf Ferienwohnungen umgebaut.
Ferdinand Schönfelder beobachtet allerdings nicht nur eine verstärkte Nachfrage von sogenannten Hitzeflüchtlingen aus der Großstadt: „Bei uns braucht man immer einen Pullover mehr.“ Auch viele Waldviertler kehren in der Pension in ihre alte Heimat zurück, um ihren Lebensabend hier zu genießen.
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