Immer mehr Pensionisten gründen eine Firma
Österreichs Wirtschaft wird immer kleinteiliger: Start-up-Hype und Digitalisierung, anhaltender Boom bei persönlichen Dienstleistungen und immer mehr Rentner, die sich ihre Pension aufbessern, lassen die Zahl der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) in die Höhe schnellen. Im Vorjahr stieg ihre Anzahl um 8000 auf einen Rekordwert von 315.900. Das sind 59,8 Prozent aller Mitglieder der Wirtschaftskammer (WKO). Ohne die 68.346 Personenbetreuerinnen (24-Stunden-Pflege), die auf selbstständiger Basis arbeiten, beträgt der Anteil 54,4 Prozent. „EPU sind keine Modeerscheinung, sondern als vollwertige Unternehmerinnen und Unternehmer ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Österreich“, freut sich WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz über den Zuwachs.
Bunter Haufen
Die Einzelkämpfer sind ein bunter Haufen, der von Fußpflegerinnen über Programmierer und Buchhalter bis zu Online-Händlern und Privatzimmervermietern reicht. Dass sich darunter auch viele Schein-Selbstständige verbergen, weist Elisabeth Zehetner-Piewald von Gründerservice der WKO entschieden zurück: „Die Unabhängigkeit ist das wichtigste Gründungsmotiv, viele werden zu unrecht als Schein-Selbstständige bezeichnet."
Jedes fünfte EPU ist nur nebenberuflich oder in Teilzeit tätig. Darunter immer mehr Pensionisten, deren Gesamtanteil von sechs auf zehn Prozent gestiegen ist. Sie bessern ihre Pension oft mit Beraterungs- oder Betreuungstätigkeiten auf.
Start-up-Paket
Um die Gründerszene anzukurbeln, hat die Regierung am Mittwoch ein weiteres Start-up-Paket auf Schiene gebracht. Konkret soll die staatliche Förderbank aws mit Vorab-Garantien die Kreditaufnahme erleichtern und Regulierungen für FinTechs zurückgefahren werden („Regulatory Sandboxes“). Weiters sollen Start-ups dabei unterstützt werden, ihre Fachkräfte selbst auszubilden, indem sie Lehrlinge aufnehmen. Start-up-Zentren könnten dabei als Ausbildungsverbünde für mehrere Unternehmen fungieren.
An der Bereitschaft, überhaupt Mitarbeiter anzustellen, muss noch gearbeitet werden. Laut WKO-Umfrage wollen 61 Prozent aller Ein-Personen-Unternehmen lieber allein bleiben. „Kunden wollen, dass ihre Arbeit persönlich durchgeführt wird“, geben zwei Drittel der Befragten an. 80 Prozent nennen hohe Lohn- und Sozialabgaben als Grund für ihr „Singleleben“.
Kommentare