Wachstum auf der "Normalspur" – Industrie 4.0 ist bisher kein Faktor

Wachstum auf der "Normalspur" – Industrie 4.0 ist bisher kein Faktor
Brexit-Schaden für Österreich beträgt 0,5 Prozent des BIP. Arbeitslosigkeit bleibt bis 2020 hoch.

In den Zahlen der Wirtschaftsforscher schlägt sich die digitale Revolution noch nicht nieder: Der technologische Fortschritt habe zum Wachstum kaum beigetragen, stellte das Institut für Höhere Studien (IHS) am Donnerstag nüchtern fest.

„Industrie 4.0 ist am Werden, wirklich umgesetzt ist es noch nirgends“, sagte IHS-Experte Helmut Hofer. Er fühlt sich an ein Zitat von Nobelpreisträger Robert Solow in den 1990ern erinnert: „Überall, wo wir hinschauen, sehen wir Computer. Nur nicht in der Produktivitätsstatistik.“ Die österreichische Diskussion, wie die „Digitalisierungsdividende“ verteilt werden soll (also die Gewinne aus dem vermehrten Robotereinsatz), mag berechtigt sein. Sie kommt aber herzlich früh.

Wachstum auf der "Normalspur" – Industrie 4.0 ist bisher kein Faktor
Der IHS-Ausblick für die nächsten fünf Jahre sieht Österreichs Wachstum unterdessen in die „ Normalspur“ zurückgekehrt, die dem Tempo des Euroraums entspricht (1,4 Prozent pro Jahr). Der Wachstumsvorsprung, den Österreich vom EU-Beitritt bis zur Finanzkrise verbuchen konnte, ist allerdings weg. Auch, weil die Währungsunion insgesamt dynamischer wächst.

Ein Hemmschuh ist der Brexit, der geplante EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. Er wird Österreich bis zum Jahr 2020 voraussichtlich 0,5 Prozent Wirtschaftsleistung (BIP) kosten – oder 0,1 Prozent pro Jahr. Die Politturbulenzen in der Türkei würden sich eher gering auf Österreich auswirken, weil die Handelsbeziehungen nicht so ausgeprägt sind.

Kinder früh fördern

Neu ist, dass nicht die Exporte den Aufschwung tragen, sondern der Konsum. Zumindest kurzfristig trägt dazu die Steuerreform bei.

Für Österreichs Arbeitsmarkt gibt es bis 2020 keine Entwarnung. Die Zahl der Jobs steigt weiterhin, die der Jobsuchenden aber noch schneller. Die Arbeitslosenrate klettert laut IHS im Prognosezeitraum auf durchschnittlich 9,6 Prozent nach nationaler Definition (6,2 Prozent nach Eurostat-Berechnung).

Die Gründe: Ältere Arbeitskräfte bleiben länger im Erwerbsprozess, es kommen mehr Frauen neu auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitsmigration, vor allem aus Osteuropa, bleibt stark.

Die Grenzen dichtmachen wäre freilich keine Lösung, sagt Hofer: „Ich warne vor diesen einfachen Schlussfolgerungen.“ Ohne Zuwanderung wäre möglicherweise die Arbeitslosigkeit etwas niedriger. Im Gegenzug wären aber die Beschäftigung und das Wachstum deutlich niedriger ausgefallen. Von den Folgen der Flüchtlingskrise sehe man noch relativ wenig am Arbeitsmarkt. Internationale Erfahrungen legten aber nahe, dass die Integration von Flüchtlingen schwierig sei, so das IHS.

Eine aktive Arbeitsmarktpolitik sei positiv, es müssten aber zusätzliche Maßnahmen getroffen werden – etwa die Senkung der Lohnnebenkosten. Mehr investieren sollte Österreich zudem in die Forschung und Entwicklung, in die Stärkung der Innovationskraft und in die Bildung. Wichtig sei dabei, dass man mit einer Frühförderung relativ früh ansetze.

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