IHS: Athen braucht weiteren Schuldenerlass

Die Europaflagge und die griechische Flagge wehen vor dem Parthenon in Athen.
Für IHS-Chef Keuschnigg ist ein weiterer Schuldenschnitt unvermeidlich. Für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei es zu spät.

IHS-Chef Christian Keuschnigg glaubt nicht, dass Griechenland in der Lage sein wird, seine Schulden zurückzubezahlen. Ein weiterer Schuldenerlass sei unvermeidlich, sagte Keuschnigg dem WirtschaftsBlatt. Die Frage sei, "wie hoch der Schuldenschnitt sein muss, damit der Rest mit genügender Sicherheit zurückkommt".

"Ein Schuldenschnitt, bei dem der öffentliche Sektor das nachvollzieht, was der private Sektor schon geleistet hat, würde die Wahrscheinlichkeit der Sanierung stark erhöhen", meinte der IHS-Chef.

Zu spät für Austritt

Ein Mann mit Brille spricht vor dem Logo des IHS (Institut für Höhere Studien).
I wie IHS Am 23. Oktober tritt der Chef des Instituts für Höhere Studien, Christian Keuschnigg, tritt zurück. Grund ist der Widerstand im Haus gegen seinen Restrukturierungsplan, der eine Konzentration auf Wirtschaft und eine Verkleinerung des IHS vorsieht. Interimistischer Nachfolger soll mit Jahresbeginn 2015 der bisherige Schriftführer, Sigurd Höllinger, werden.

Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone und eine Abwertung wäre zwar grundsätzlich geeignet, das Land schnell wieder wettbewerbsfähig zu machen, aber dafür sei es nun zu spät, so Keuschnigg. Ein Austritt würde unweigerlich auch eine Insolvenz bedeuten, dann müsste man mit Sicherheit einen Großteil der Schulden abschreiben.

Ein weiteres Konjunkturpaket für Österreich sei nicht notwendig, sagte Keuschnigg. Ziel sei es, die Schulden zurückzuführen. "Das heißt, wir sind derzeit in keinem Zustand, in dem wir es uns leisten können, moderate Konjunkturschwächen auszugleichen."

EU-Kommission: Kein Aufschub

Die EU-Kommission hat sich am Mittwoch von einem Bericht der Süddeutschen Zeitung über eine Fristverlängerung um zwei Jahre für das griechische Spar- und Reformprogramm distanziert. Er könne "nichts von dem, was in dem Artikel steht, bestätigen", sagte ein Sprecher von Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. "Es gibt noch keine Übereinkunft" mit der griechischen Regierung, ergänzte er.

Die Süddeutsche hatte zuvor berichtet, Athen werde zwei Jahre mehr Zeit für die Sanierung des maroden Haushalts bekommen und die Neuverschuldung erst im Jahr 2016 wieder unter die EU-Marke von drei Prozent der Wirtschaftsleistung drücken müssen (mehr dazu: HIER). Das Blatt berief sich dabei auf den Entwurf einer mit den internationalen Geldgebern ausgehandelten Absichtserklärung.

Auch Jörg Asmussen, deutscher Vertreter im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte der ARD, es gebe "bisher keine endgültige Einigung" der Troika aus Europäischer Union, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) mit der griechischen Regierung. "Es gibt Fortschritte in Athen, aber wir sind nicht da", führte er aus.

Zur derzeitigen Lage sagte Asmussen, "von der Logik her" befinde sich Griechenland "in einer Situation, in der seine laufenden Einnahmen nicht die laufenden Ausgaben decken". "Das heißt, wenn man die Fiskalziele um zwei Jahre strecken würde, würde das bedeuten, dass man zusätzliche Finanzmittel durch die anderen Eurozonen-Staaten zur Verfügung stellen muss", fügte er hinzu.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Interview

  • Hintergrund

  • Kommentar

  • Hintergrund

Kommentare