Tilo Berlin will von nichts gewusst haben
Dass zwei der Mitangeklagten ( Josef Kircher, Wolfgang Kulterer) Geständnisse abgelegt hatten, dass so wie sie auch Siegfried Grigg (wenn auch nicht rechtskräftig) vor wenigen Wochen verurteilt wurde (mehr dazu), scheint Tilo Berlin (55) überhaupt nicht zu beeindrucken. Nur das gewohnte Lächeln auf den Lippen ist schmäler geworden. Ein Zeichen der Angespanntheit? Geht es doch auch bei ihm um eine Haftstrafe. Dazu wollte er sich auf KURIER-Anfrage nicht äußern: "Wir werden sehen."
Drei Anwälte bot der Ex-Chef der Kärntner Hypo-Bank zu seiner Verteidigung auf. Patrick Thun-Hohenstein ließ nichts unversucht, um Berlin in einem guten Licht erscheinen zu lassen. Ein ehemaliger Hypo-Mitarbeiter, der zu Berlins Zeiten für den Global Market zuständig war, wurde zur Entlastung aufgeboten. Doch der Mann sagt nichts Neues. Und so blieb das Belastende, das Kircher bei seiner Zeugenaussage vor einer Woche in den Raum gestellt hatte. Nämlich: Berlin habe mit der Übernahme der Vorstandsfunktion über die Eigenmittel-schädliche Rückkaufgarantie der Vorzugsaktien 2006 Bescheid gewusst.
"Warum hat Kircher Sie belastet", wollte Thun-Hohenstein von Berlin wissen. "Weil ich ihn wegen des Verdachts des schweren Betruges angezeigt hatte", antwortete Berlin und ging zum Gegenangriff über: "Kircher hat über Eigenmittel-schädliche Nebenvereinbarungen nie mit mir gesprochen."
Staatsanwalt Robert Riffel sah es allerdings anders. In seinem Schlussvortrag stellte er fest, "es gab das Wissen, dass das Geld abfließt und der Gewinn der Bank geschmälert wird". Damit sah er den Tatbestand der Untreue gegeben (Schaden 2,5 Mio. Euro) und forderte eine "angemessene Strafe".
Thun-Hohenstein und Berlin-Bruder Malte legten in mehr als dreieinhalb Stunden dar, warum der Angeklagte unschuldig sei. Sie warfen Staatsanwalt und Gutachter "gravierende Fehler" vor, stellten "Kronzeugen" Kircher als "Lügner und Betrüger" hin und forderten einen Freispruch. Am Abend stand das Urteil noch aus.
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