Hypo-Kauf als Trost für Scheitern bei Bawag

Das Logo der BayernLB und der Hypo Group Alpe Adria sind zu sehen.
Die Ex-Chefs der BayernLB sollen Hypo-Kauf vor allem getätigt haben, um "erfolgte Demütigung aufzufangen".

Demnächst müssen sich die ehemaligen Vorstände der BayernLB wegen des Kaufs der Hypo Alpe Adria Bank vor Gericht verantworten. Laut Standard wollten sie die später notverstaatlichte Kärntner Bank nur haben, weil sie zuvor die Bawag nicht bekommen hätten.

Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt ( Bild) habe das Scheitern bei der Bawag als "größte berufliche Niederlage" empfunden, heißt es in der Anklageschrift. In der Hypo habe der Vorstand "einen Ausweg aus der strategischen Sackgasse" gesehen. "Es bot sich die ideale Möglichkeit, die (...) erfolgte Demütigung aufzufangen und das (...) Scheitern bei der Bawag (...) in einen persönlichen strategischen Erfolg der Angeschuldigten (...) umzukehren“.

"Sie handelten nach dem Motto 'Augen zu und durch' im Bestreben, die Hypo um fast jeden Preis zulasten der BayernLB zu erwerben."

Über "Bedenken" bezüglich der Risiken, die bei der Prüfung des Kaufs auftauchten, habe der Vorstand "bewusst" hinweggesehen: "Sie handelten nach dem Motto 'Augen zu und durch' im Bestreben, die Hypo um fast jeden Preis zulasten der BayernLB zu erwerben", heißt es in der Anklage. So habe etwa die Due Dilligence-Prüfung ergeben, dass die von der Hypo gestellten Informationen "veraltet und unvollständig" waren, das Risikomanagement der Hypo wurde von Prüfern als "unzureichend" bewertet. Außerdem sahen die Berater bei der Kärntner Bank weiteren Wertberichtigungsbedarf und Schwächen bei der Kapitalausstattung mit Eigenmitteln.

Das Projektteam der Bayern habe am 17. April 2007 die Informationslage als für ein verbindliches Angebot nicht ausreichend bewertet, heißt es in der Anklage. Trotzdem sei nach einer weiteren Prüfung am 14. Mai Tilo Berlin mit den Kaufpreisverhandlungen beauftragt worden. Die Staatsanwälte stellten das Wort "verhandeln" in der Anklageschrift unter Anführungszeichen, weil der von den Beratern vorgeschlagene Preis in "freundlich gehaltener Atmosphäre ohne größere Widerstände" von 1,5 Mrd. Euro für 50 Prozent plus eine Aktie auf 1,625 Mrd. Euro hinaufverhandelt wurde. Die Bayern-Anwälte hätten sich nur noch "auf Fragen der sprachlichen Umsetzung" der Berlin-Vertragsentwürfe konzentriert.

Schmidt und sechs weiteren damaligen Vorständen wird Untreue und teilweise auch Bestechung vorgeworfen. Die Beschuldigten haben die Vorwürfe bisher immer zurückgewiesen.

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