Hypo: 650.000-Euro-Job, den keiner haben will

Eine Person mit einer Aktentasche vor dem Eingang der Hypo Group Alpe Adria.
Die Suche nach einem neuen Boss gestaltet sich noch viel mühsamer als gedacht, der Wunschkandidat winkte ab. Hypo Österreich wird nach dem Verkauf umbenannt.

Der Job könnte sich zum Himmelfahrts-Kommando auswachsen und ist daher nicht gerade ein Karriere-Turbo für Banker, die noch ehrgeizige Ambitionen haben. Internationale Spitzenbanker wiederum kostet die Gage von 650.000 Euro – Boni gibt’s keine – nur ein müdes Lächeln. Dass die Nachfolge für Gottwald Kranebitter, der entnervt das Handtuch warf, nicht einfach wird, war klar. Aber dass sich die Suche nach einem neuen Boss für die notverstaatlichte Hypo Alpe-Adria derart mühsam gestaltet, hätten Aufsichtsratschef Klaus Liebscher VP, und sein Vize Rudolf Scholten, SP, vermutlich auch nicht erwartet.

Shortlist

Die Short-List, die der Headhunter Korn/Ferry diese Woche präsentierte, ist nur zwei Kandidaten kurz. Beide Bewerber sind Österreicher, die derzeit im Ausland leben. Kommende Woche finden die Hearings mit dem Aufsichtsratspräsidium statt.

Wunschkandidat Alois Steinbichler, Chef der Kommunalkredit und der staatlichen Abbau-Bank KA Finanz, ließ sich offenbar nicht zu einer Bewerbung überreden. Der Top-Banker hätte alle Voraussetzungen gehabt und die Ausschreibungsbedingungen perfekt erfüllt. Der ehemalige Bank-Austria- und UniCredit-Manager kennt das internationale Geschäft von Chicago bis Zagreb und sammelte schon als Bawag-Vorstand Erfahrung in der Restrukturierung von Banken. Nur leider wird’s nichts mit der Hypo, denn Steinbichler will, hört man, seine derzeitige Aufgabe zu Ende bringen.

Gut möglich, dass der amtierende Hypo-Vize-Chef Wolfgang Edelmüller, dessen Vertrag bis 2016 läuft, zum Vorstandsvorsitzenden aufrückt. Er macht seinen Job ausgezeichnet und die Politik will die Zahl der Vorstände ohnehin nicht erhöhen.

Ob schon Mitte November über die Chefetage entschieden wird, ist fraglich. Liebscher will bis dahin jedenfalls die Varianten für eine Abbaulösung, Stichwort Bad Bank, vorlegen. Er soll eine Lösung mit Beteiligung der heimischen Großbanken präferieren. Die Banken sollen sich an einem Bankenstabilisierungsfonds beteiligen, der die Mehrheit des Abbauteils übernimmt. Dort hinein werden faule Kredite, Immobilien und Projekte im Volumen von 18 Milliarden Euro gepackt. Diese Variante würde die Staatsverschuldung nicht erhöhen. Außerdem sollte die Abbau-Lösung, wenn irgendwie geht, ohne die Zustimmung der ehemaligen Hypo-Eigentümerin BayernLB realisierbar sein. Denn zwischen München und Wien fliegen die Hackeln derzeit sehr tief.

Liebscher wird sich aber gedulden müssen, denn er braucht – für welche Variante auch immer – die Zustimmung der neuen Regierung und eine Gesetzesänderung. Erst dann kann mit den Banken verhandelt werden. Erste-Chef Andreas Treichl und seinen Kollegen müsste man bei der Bankenabgabe entgegenkommen. Das aber kann nur der neue Finanzminister.

Apropos Finanzminister: Dass sich VP-Chef Michael Spindelegger am Donnerstag bei den Weltspartag-Auftrieben von Erster und Bank Austria sehen ließ, wird als Indiz für Ambitionen auf den Job von Noch-Finanzministerin Maria Fekter interpretiert. „Bei uns war Spindelegger am Weltspartag überhaupt noch nie. Na, wenn das kein Signal Richtung Finanzministerium ist“, ätzte ein Banker.

Keine Ambitionen auf den Chefposten in der Himmelpfortgasse hat Casinos- und Lotterien-Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner. „Ehrenvoll, im Gespräch zu sein, aber ein Wechsel in die Politik ist für mich kein Thema“, wehrt die VP-nahe Spitzenmanagerin ab, die Erwin Pröll im NÖ-Landtags-Wahlkampf unterstützte.

„Wir sind nicht hier, um kurzfristig Geld zu verdienen“, sagt Sanjeev Kanoria in einem Interview mit der APA. Der indischstämmige Brite ist der künftige Eigentümer des Österreich-Geschäfts der Kärntner Hypo und betrachtet den Kauf um 65,5 Mio. Euro als „langfristiges Investment“. Damit der Deal endgültig über die Bühne gehen kann, fehlt noch die nötige Zustimmung der BayernLB, der früheren Mutter der Hypo. Mit dem Abschluss der Kaufs rechnet Kanoria Ende November, Anfang Dezember.

Bis dahin will er noch keine Detailpläne bekannt geben. Einige Dinge stehen für ihn aber jetzt schon fest. Die Bank wird einen neuen Namen bekommen, weil die Marke „Hypo“ beschädigt sei. Beim neuen Namen sollen jedenfalls „die Kärntner Wurzeln“ betont werden. Beim Personal will der Geschäftsmann und Chirurg keine Einschnitte vornehmen: „Wir haben keine Absicht, Mitarbeiter zu kündigen. Es ist ohnehin schwierig, gute Leute zu engagieren.“ Auch das Management soll nicht ausgetauscht werden.

Dass er die Bank billig (zum halben Buchwert) erworben hat, weist Kanoria zurück. „Keine Bank wäre derzeit zum Buchwert verkäuflich“, sagt er.

Kommentare