Hofer: Marken rein, Aldi-Chef raus

Der Diskonter Hofer greift im Konkurrenzkampf zu neuen Waffen: Mit Top-Marken soll das Geschäft angekurbelt und die Kundschaft in die Läden gelockt werden. Derzeit laufen Gespräche mit großen Markenartikelherstellern wie Johnson & Johnson und Procter & Gamble, die schon demnächst ihre Produkte (o. b., always) an Hofer liefern sollen. Das hat der KURIER aus dem Unternehmen erfahren.

Parallel dazu startet der Getränkeriese Coca-Cola gerade mit der Belieferung des Diskonters mit seinen Erfrischungsgetränken. In den östlichen Bundesländern wird zudem Römerquelle – ebenfalls Teil des Coca-Cola-Reiches – "testweise" geliefert, wie ein Hofer-Insider erklärt. Damit ist der Diskonter, der früher ausschließlich auf billige Eigenmarken setzte, nach der Einführung von Ferrero, Danone Actimel und Red Bull um ein weiters Zugpferd stärker.
Zugzwang
"Die Diskonter haben an Attraktivität verloren, weil mittlerweile alle Supermärkte Billigmarken haben", erklärt Peter Györffy, Handelsexperte und Chef des Unternehmensberaters Conplementation. Billa und Spar haben Hofer also mit Eigenmarken Kunden abgeluchst, jetzt holt Hofer mit Markenware – die es bisher nur im Supermarkt gab – zum Gegenschlag aus. Györffy: "Hofer ist unter Zugzwang." Die Markenartikler übrigens auch, weil sie wegen der Billigmarken-Offensive bei Billa und Spar Marktanteile verloren haben. Geschäfte mit dem Diskont – früher aus Imagegründen bei Top-Marken eher verpönt – sind damit mittlerweile gefragt. "Hofer hat in Österreich mehr als 18 Prozent Marktanteil. Für uns ist es ein großer Sprung, da vertreten zu sein", erklärt Susanne Lontzen, Sprecherin von Coca-Cola HBC Austria.
"Das Wachstum bei Hofer hat sich in den vergangenen Jahren abgeschwächt", beobachtet Györffy. Auch bei der deutschen Konzernmutter scheinen die Nerven gespannt zu sein. Denn Marktforscher bescheinigen dem Diskonter sinkende Marktanteile. Konkurrent Lidl hat viel früher Markenartikel angeboten und war in vielen Ländern vor Aldi am Markt. Aldi Süd hat rund 1800 Filialen in Deutschland und mehr als 2700 Geschäfte im Ausland, davon rund 440 in Österreich.
Abgang

Im obersten Gremium des Konzerns, dem Koordinierungsrat, kommt es zu einem Abgang. Der Österreicher Johann Mörwald verlässt überraschend per 30. Juni Aldi Süd. "Aus gesundheitlichen Gründen", wie dem KURIER bestätigt wurde. Zuvor war die Rede davon, dass Mörwald in die Österreich-Geschäftsführung zurückkehrt, wo er bereits von 2008 bis 2010 tätig war. Er war erst Ende 2010 in die Aldi-Süd-Zentrale in Mühlheim an der Ruhr aufgerückt, wo er für die Märkte in Süd- und Osteuropa verantwortlich war.
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