Hochfrequenz-Handel: "Wie ein Schwarm von Fischen"
Feststeht, dass die Rohstoffpreise – von Mais über Öl bis zum Weizen – in den vergangenen Jahren eine Berg- und Talfahrt hingelegt haben. Wer diese Achterbahnfahrt verschuldet hat, ist unter Experten aber umstritten.
Heiner Flassbeck, Chefökonom der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development), ist sicher, dass vor allem der Hochfrequenzhandel die Volatilität der Preise antreibt. „60 bis 80 Prozent aller Bewegungen im High-Frequency- Bereich sind Herdenbewegungen, die nicht durch Beeinflussungen von außen erklärbar sind“, meint Flassbeck.
„Es ist wie ein Schwarm Fische, jeder schaut nur noch auf die Schwanzspitze des Vorderen und sieht sonst nichts mehr. Alle machen das Gleiche.“ Mit Angebot und Nachfrage hätten die Bewegungen nichts mehr zu tun, es gäbe ja keine Informationen mehr, die verarbeitet werden. Alle würden nur noch „Algorithmen hinterherrennen“, es gäbe keine realwirtschaftlichen Zusammenhänge mehr.
Finanzmärkte nur zum Teil verantwortlich
OECD-Experte Gert Wehinger pflichtete Flassbeck – bei einer Sozialpartnertagung diese Woche in Wien – nur sehr eingeschränkt bei. Die Finanzmärkte seien nur für einen Teil der Preisentwicklung verantwortlich. Auch Fundamentaldaten wie Lagerbestände, Wetterkapriolen, Wechselkursschwankungen oder Exportbeschränkungen haben laut Wehinger großen Einfluss.
Das Überschießen der Rohstoffpreise sei aber in der Vergangenheit „zum Teil pseudo-fundiert“ gewesen, zeigte sich Wehinger skeptisch. Bei den Futures-Traders habe sich der Anteil der Spekulanten in den vergangenen Jahren von 25 auf 75 Prozent erhöht. Die Wissenschaft könne noch keine abschließenden Antworten auf die Ursache von kurzfristigen Preisschwankungen bei Rohstoffen geben. Dazu benötige man noch zusätzliche Daten.
Überzogen
Laut den Forschern der Universität Halle-Wittenberg ist die Kritik an den Finanzinstrumenten überhaupt überzogen. „Gemäß aktuellem Erkenntnisstand spricht wenig für die Auffassung, dass die Zunahme der Finanzspekulation in den letzten Jahren das Niveau der Preise hat ansteigen lassen“, schreiben die Forscher. Statt Barrieren etwa für den Handel mit entsprechenden Nahrungsmittel-Zertifikaten zu fordern, müsse man die Transparenz über die Preisentwicklung erhöhen.
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