Heuer bisher weniger Insolvenzen

Eine im Bau befindliche Bogenbrücke aus Stahl und Beton.
Allerdings sind - vor allem wegen der Alpine - viel mehr Arbeitnehmer in Österreich betroffen.

Heuer hat es große Insolvenzen bekannter Firmen gegeben, von der Alpine Bau angefangen über dayli bis Niedermeyer. Obwohl das Thema dadurch sehr präsent ist, wurden in den ersten neun Monaten weniger Firmen zahlungsunfähig als in der Vorjahresperiode. Allerdings waren mehr Mitarbeiter betroffen und die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen, zeigt die Hochrechnung des Kreditschutzverbandes (KSV) für die ersten drei Quartale.

Insgesamt gab es heuer in drei Quartalen 4059 zahlungsunfähige Firmen, um 8,9 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode (4.456). Die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen von 2,2 Mrd. Euro auf den Rekordwert von 5,7 Mrd. Euro - davon alleine für die Alpine 3,5 Mrd. Euro, also genau die Differenz zwischen den beiden Jahren. Wobei der KSV daran erinnert, dass der tatsächliche Verlust wesentlich niedriger ausfällt als die Verbindlichkeiten.

27.000 Mitarbeiter von Pleiten betroffen

Eine Grafik zeigt die Anzahl der Firmeninsolvenzen in Österreich von 2012 bis 2013.
Insolvenzen
Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter stieg im Jahresvergleich von 15.700 auf 27.200 um 73,2 Prozent, die Alpine schlug hier mit 4900 Betroffenen zu Buche. Es hätte also auch ohne diese außergewöhnliche Großinsolvenz einen Anstieg gegeben.(Mittlerweile haben - zumindest vorübergehend - nahezu alle früheren Alpine-Mitarbeiter einen Job gefunden, siehe Artikel unten).

Für KSV-Experten Hans-Georg Kantner ist die Alpine-Insolvenz auf Managementfehler zurückzuführen, dennoch dürfe man nicht den Schluss ziehen, es sei alles im Grünen Bereich. Grundsätzlich habe sich aber die Politik der 1990er Jahre mit Entstaatlichung, Deregulierung und Beitritt zum großen europäischen Wirtschaftsraum als richtig erwiesen.

Auch bei Privatkonkursen gab es heuer bisher im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres einen Rückgang. In Summe werde es 2013 wohl "spürbar" weniger Insolvenzen geben als 2012, allerdings würden die Rekorde bei Schulden und Dienstnehmern bleiben, erwartet Kantner.

Die "größten Brocken"

Die größte Insolvenz des Jahres ist Alpine mit vom KSV geschätzten Verbindlichkeiten von 3,5 Mrd. Euro, gefolgt von der Jetalliance Gruppe (107,1 Mio. Euro), dayli (67,4 Mio.), Doubrava Maschinenbau (45,7 Mio.) und Niedermeyer (35 Mio.).

Die knapp 5000 ehemaligen Mitarbeiter des Baukonzerns Alpine, die infolge der Milliardenpleite im Juni ihren Job verloren, haben beinahe alle wieder eine Anstellung gefunden. Nur noch 133 der zu Beginn 4905 arbeitslos gemeldeten Alpine-Beschäftigten seien noch auf Arbeitssuche, teilte die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) am Dienstag mit. Das sind knapp drei Prozent der von der Insolvenz betroffenen Ex-Alpine-Mitarbeiter in Österreich.

134 weitere Personen seien zwar ebenfalls noch arbeitslos gemeldet, hätten aber bereits eine Einstellungszusage bzw. seien wegen Schulungsmaßnahmen, gesundheitlichen Einschränkungen oder Pensionsansuchen zur Zeit nicht auf Jobsuche.

Das hohe Maß an Wiederbeschäftigung sei nur möglich gewesen, weil Masseverwalter, Wirtschaft, Politik und Gewerkschaft abgestimmt an Lösungen gearbeitet hätten, so der GBH-Bundesvorsitzende Josef Muchitsch. Nun seien für 2014 ausreichend öffentliche Ausschreibungen nötig, damit die Baujobs auch im nächsten Jahr gesichert seien.

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