Hart umkämpfter Bio-Markt

Hart umkämpfter Bio-Markt
Neue Konkurrenz. In Österreichs Nachbarländern wächst das Bio-Angebot. Die heimische Exporte leiden darunter

Bunte Veggie-Burger aus Jackfruit, als Trinkhalm umfunktionierte Bio-Spaghetti oder hundert Prozent biologisch abbaubare Bambuspflaster: In Nürnberg zeigt die Bio-Welt dieser Tage, was sie in den Weltmarkt pressen will. Knapp 3.800 Aussteller aus 110 Ländern sind zur Leitmesse Biofach angereist.

Chinesen bleiben aus

Nur einige wenige haben abgesagt – wegen des Coronavirus. Neben 31 (der ursprünglich angemeldeten 73) chinesischen Aussteller auch der deutsche Limonaden-Hersteller Bionade oder die Molkerei Berchtesgadener Land.

Das Wachstum der Bio-Branche wird das Virus aber wohl nicht dahinraffen. Der Öko-Markt wächst rund um den Globus und hat zuletzt mehr als hundert Milliarden Dollar bewegt (umgerechnet 97 Milliarden Euro). „Europa hat acht Prozent Markt- und Flächenwachstum“, sagt Helga Willer, Geschäftsführerin der Fibl Schweiz. Die Zeiten, in denen das Angebot der Nachfrage hinterher hinkte, sind in vielen Ländern vorbei. Landwirte stellen auf Bio um – auch in Österreichs Nachbarländern und keineswegs immer zur Freude österreichischer Öko-Landwirte. Schließlich sinken mit der besseren Eigenversorgung bei den Nachbarn die Exportchancen.

Bio-Getreidebauern haben deswegen schon eine Jahresernte auf Lager, die bleischwer auf den Preis drückt. Bio-Weizen und Bio-Gerste ist heute etwa um ein Viertel billiger zu haben als noch vor einem Jahr.

Nachfrage steigt

Die gute Botschaft für die Hersteller: Der Appetit auf Bio nimmt weiter zu. Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch geben die kaufkräftigen Dänen und Schweizer am meisten für Bio aus (312 Euro), also etwa doppelt so viel wie die Österreicher (158 Euro). Dennoch kauft auch hierzulande jeder zumindest einmal im Jahr Bio, sagen Marktforscher und beziffern den Markt mit 580 Millionen Euro (Brot und Gebäck nicht mit eingerechnet).

Vor allem bei Milch, Eiern und Käse ist der Bio-Anteil in Österreich überdurchschnittlich hoch. Molkereiprodukte „Made in Austria“ sind zudem seit Jahren ein Exportschlager der heimischen Lebensmittelindustrie – vor allem am wichtigen deutschen Markt.

Schaut man sich den Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen an, spielt Österreich in der Top-Liga mit. „Die Quote liegt bei 26 Prozent“, weiß Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio-Austria. Detail am Rande: Bio-Betriebe sind nicht unbedingt so, wie sie in die Werbung gerne dargestellt werden. Die Statistik zeigt, dass sie im Durchschnitt mit 26 Hektar sogar größer sind als konventionelle Höfe. Unter anderem, weil es verhältnismäßig wenige Nebenerwerbsbauern gibt, heißt es.

Das alte Argument, dass Bio längst zur Industrie geworden ist, in der weniger das Herzblut als Kostenrechnung zählt, lässt AMA-Marketing-Chef Michael Blass aber nicht gelten. „Der Vorwurf geht ins Leere.“ Das könne jeder bestätigen, der sich mit den Öko-Standards auseinandersetzt.

Global noch Nische

Bei aller Bio-Euphorie muss man die Kirche aber im Dorf lassen: Weltweit werden gerade einmal 1,5 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsflächen biologisch nachhaltig bewirtschaftet. Am meisten Biofläche gibt es übrigens – dank vieler Weideflächen – in Australien. Auf Rang zwei folgt Argentinien, Nummer drei ist bereits China.

Hinweis: Der Besuch der Brachenmesse Biofach in Nürnberg erfolgte auf Einladung der Agrarmarketing Austria.

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