Halliburton vernichtete Deepwater-Beweismittel
Eine der größten Öl-Katastrophen aller Zeiten ist um ein weiteres, schändliches Kapitel reicher. Als im Jahr 2010 die Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko in die Luft flog, kamen elf Arbeiter ums Leben. In der Folge war der Industrie-Konzern Halliburton - er hatte sich bereits zuvor um die Ausrüstung und den Service der Plattform gekümmert - unter anderem mit der Mischung des Zements zum Verschließen des Bohrlochs betraut.
Nun gab das Unternehmen zu, entsprechende Ergebnisse von Computersimulationen nach der Katastrophe vernichtet zu haben. Halliburton werde sich schuldig bekennen und damit die entsprechend anfallende Höchststrafe von 200.000 Dollar in Kauf nehmen, gab das US-Justizministerium am Donnerstag (Ortszeit) bekannt. Zudem habe man bereits freiwillig 55 Millionen Dollar an die National Fish and Wildlife Foundation in den USA gezahlt, so das Unternehmen in einer Aussendung.
Zivilprozess
Der Plattform-Betreiber BP monierte bereits im Februar unter anderem das Verschwinden von 3-D-Modellen aus dem Hause Halliburton, was einen erbitterten Rechtsstreit zur Folge hatte.
Halliburton hatte indes nach eigenen Angaben in einem Labor Zementproben gefunden, die den Behörden nach der Katastrophe nicht übergeben worden waren. Anwälte von Halliburton sprachen von einem "schlichten Missverständnis" und warfen BP vor, es wolle einen Nebenkriegsschauplatz schaffen.
Noch im Jahr 2012 war BP zur Rekordstrafzahlung von 3,5 Milliarden Euro an die US-Regierung verdonnert worden. Weitere 7,8 Milliarden Dollar an Zahlungen an einen Steuerkreis aus tausenden Klägern müssen dagegen noch gerichtlich bestätigt werden.
Für die beiden Streithähne sowie zahlreiche andere Unternehmen stehen noch Zivilprozesse in den einzelnen Golf-Anrainerstaaten an, wo Ursache und Schuldfrage letztgültig geklärt werden sollen.
Die schlimmsten Öl-Katasrophen
Umweltkatastrophe
Erst im April wurde ein Bericht präsentiert, wonach der Golf sich auch auf natürlichem Wege einer Art "Selbstreinigung" unterzogen hätte. Terry Hazen, Professor an der Universität von Tennessee, beschrieb, dass das Meer eine weit größere Widerstandskraft entwickelt habe, als dies jemals für möglich gehalten worden wäre. Seine Studie zeige, dass womöglich gar keine künstliche Wachstums-Beschleunigung für Öl-zersetzende Bakterien notwendig gewesen wäre.
20. April 2010: Nach der Explosion bleiben elf Arbeiter verschollen, 126 können gerettet werden.
22. April: Die brennende Bohrinsel versinkt. In 1.500 Metern Tiefe sprudelt Öl ins Meer.
2. Mai: US-Präsident Barack Obama besucht erstmals die Region und kritisiert den Konzern: "BP wird die Rechnung dafür bezahlen."
26. Mai: BP startet mit "Top Kill" den ersten Versuch, die Quelle mit einem Schlammgemisch zu schließen. Das Verfahren scheitert.
4. Juni: Ingenieure platzieren eine kleine Glocke über dem Leck. Mit ihr kann aber nur ein kleiner Teil des Öls aufgefangen werden.
23. Juni: Wegen technischer Probleme muss BP das Auffangen des Öls erneut unterbrechen. Zwei Helfer kommen ums Leben.
13. Juli: BP stülpt einen 68 Tonnen schweren Zylinder über die Quelle. Zwei Tage später ist sie komplett verschlossen. Parallel arbeitet der Konzern an einem Nebenzugang zum Hauptbohrloch.
21. Juli: Um die Schäden bezahlen zu können, verkauft BP für sieben Milliarden Dollar (5,5 Mrd. Euro) Öl- und Gasfelder.
27. Juli: BP erklärt den Rücktritt von Vorstandschef Tony Hayward zum 1. Oktober, seine Nachfolge übernimmt der Amerikaner Bob Dudley.
28. Juli: Der Ölteppich auf dem Meer löst sich nach Angaben von Wissenschaftern überraschend schnell auf. Die Sorge über Langzeitschäden bleibt.
3. August: Die Aktion "Static Kill" beginnt. Dabei werden von oben Schlamm und Zement in die Steigleitung im Meeresboden gepumpt.
17. September: Um das Leck für immer zu stopfen, wird bei "Bottom Kill" auch von unten Schlamm und Zement in die Quelle gepumpt. Die US-Regierung erklärt das Bohrloch anschließend für endgültig versiegelt.
16. Dezember: Die US-Regierung hat Klage gegen BP und andere Unternehmen eingereicht. Neben Schadenersatzforderungen drohen Strafgelder in Milliardenhöhe.
6. Jänner 2011: Von der Regierung beauftragte Experten weisen die Hauptschuld den an der Bohrung beteiligten Firmen zu. Die Behörden seien mitverantwortlich gewesen, heißt es.
Kommentare