Gedrückte Stimmung in der Medienwirtschaft

Eine Person trägt mehrere weiße Einkaufstaschen mit dem Bertelsmann-Logo.
Bertelsmann: Probleme in Ungarn und Frankreich drücken auf das Ergebnis der Deutschen.

Im deutschen Verlagswesen ist die Stimmung getrübt. Erst kürzlich erklärte Bertelsmann seine schlechten Halbjahreszahlen unter anderem mit einer neuen Steuer in Ungarn. Zum Konzern zählen die RTL Group sowie Gruner & Jahr mit Flaggschiffen wie Stern, Brigitte, Geo und Eltern. Laut Branchengerüchten soll Bertelsmann Gruner & Jahr teilweise oder ganz verkaufen wollen.

"Die Anzahl der Risiken hat in den letzten Wochen und Monaten deutlich zugenommen", sagte Vorstandschef Thomas Rabe. So ist die ungarische RTL-Tochter dank einer neuen Werbesteuer (bis zu 40 Prozent) kaum mehr profitabel. Sie verlor in den Büchern des Konzerns mehr als die Hälfte ihres Werts. RTL hat mittlerweile die EU-Kommission gegen die Steuer eingeschaltet.

Frankreich schwächelt

In Frankreich wiederum kämpfen sowohl Gruner & Jahr als auch RTL mit der dortigen Konjunkturschwäche. Die Franzosen geben weniger Geld für Werbung und Medien aus. Frankreich ist für Bertelsmann aber der drittgrößte Markt nach Deutschland und den USA.

Und auch wenn Bertelsmann in der Region nicht unmittelbar engagiert ist, ist die Ukraine-Krise doch mitschuld am erwarteten Gewinnrückgang für heuer.

Kündigungswellen rollen an. Gruner & Jahr plant angesichts schrumpfender Zeitschriftengeschäfte seinen größten Stellenabbau seit Jahren. 400 der 2400 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden, die Kosten um 75 Millionen Euro gesenkt werden.

Vor knapp einem Jahr hatten das Unternehmen und seine Gesellschafter – neben Bertelsmann die Gründerfamilie Jahr – weitere Millionen locker gemacht, um dem Digitalgeschäft auf die Sprünge zu helfen. Die Internetaktivitäten sollen weiter ausgebaut werden – zurzeit eine der Kernfragen in der Medienwirtschaft. Chefredakteure in deutschen Medien haben derzeit übrigens kein langes Leben: Die Redaktionen von Stern und Focus haben gerade neue Chefs bekommen, im Spiegel tobt ein Machtkampf. Die deutsche Welt fragte kürzlich sogar in einer Story: "Was ist aus dem Traumjob von früher geworden?"

Zurück zu Bertelsmann: Gewinnzuwächse wiesen lediglich der weltgrößte Buchverlag Penguin Random House und der Musikrechteanbieter BMG aus. Doch das beruht vor allem darauf, dass beide Töchter im Vorjahreszeitraum noch nicht voll in der Bilanz standen.

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