Griechisches Gesundheitssystem vor Kollaps

Griechisches Gesundheitssystem vor Kollaps
Die Lage in Krankenhäusern und Ordinationen wird immer dramatischer. Aufgebrachte Pensionisten stürmten das Büro von Gesundheitsminister Lykourentzos.

Die Lage in den griechischen Krankenhäusern und ärztlichen Ordinationen wird wegen der Finanzkrise immer dramatischer. Bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Monate kam es Anfang der Woche zu Problemen bei der medizinischen Versorgung. Hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen ihre Medikamente erst bar in Apotheken bezahlen und sich anschließend mit der Quittung an die Krankenkasse wenden. Auch viele Ärzte dieser Krankenkasse untersuchen seit diesem Montag Patienten nur noch gegen Barzahlung. 

Aus Protest gegen die Probleme im Gesundheitssystem haben rund 40 aufgebrachte Pensionisten am Dienstag das griechische Gesundheitsministerium gestürmt. Sie drangen auch in das Büro von Minister Lykourentzos ein. Nach Berichten von Augenzeugen kam es zum Tumulten. Verletzt wurde jedoch niemand. Der Minister verurteilte die Aktion scharf und bezeichnete die Eindringlinge als "Schufte". "Wir haben das Büro kurz besetzt, weil er (der Minister) uns nicht sehen wollte", begründete ein Demonstrant die Aktion.

Der griechische Staat schuldet Apothekern und Ärzten nach Angaben der Berufsverbände Millionen-Summen. Viele griechische Krankenkassen stehen kurz vor dem Kollaps. Wegen der Rezession sind ihre Einnahmen um rund 40 Prozent eingebrochen. Im Gegenzug leiden auch die Patienten. Viele Griechen können sich ärztliche Untersuchungen und Medikamente nicht mehr leisten.

Apotheker warnen

Bereits im Juni hatten sich die griechischen Apotheker-Verbände in einem Brief an den Chef der EU-Task Force für Griechenland, den deutschen Finanzexperten Horst Reichenbach, gewandt und dringend um Hilfe gebeten. Das Land brauche mindestens 1,5 Milliarden Euro für Medikamente und medizinisches Material, hieß es in dem Brief.

"Das Gesundheitssystem bricht zusammen", warnten die Apothekerverbände des Landes in ihrem Apell an die EU-Task Force.

Im von der Staatspleite bedrohten Griechenland wird momentan mit Hochdruck an einem neuen Sparprogramm gearbeitet, ohne das es keine internationalen Hilfen mehr für Athen geben wird. Ende September oder Anfang Oktober soll der Bericht der sogenannten Troika über die Spar- und Reformfortschritte des Krisenlandes vorliegen. Deutschland und andere Euroländer wollen den Bericht abwarten, bevor über das weitere Vorgehen bei den Griechenland-Hilfen entschieden wird.

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