Athen will Hilfskredite auf 50 Jahre verlängern
Griechenland will Regierungskreisen zufolge einen großen Teil seiner Schulden bei den internationalen Geldgebern auf bis zu 50 Jahre verlängern. Ein entsprechendes Tauschgeschäft werde die Regierung in Athen dann vorschlagen, wenn ein Überschuss im Primärhaushalt erzielt werde und damit die Bedingungen für weitere Erleichterungen erreicht seien, sagte ein mit den Überlegungen vertrauter Regierungsvertreter am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei es, Kredite aus dem ersten Rettungspaket in die 50-jährige Anleihe zu tauschen. Zu einem möglichen Volumen äußerte sich der Insider nicht. Bisher führe die Regierung in Athen noch keine Gespräche mit den Geldgebern über einen Tausch.
Die Geldgeber haben der Regierung in Athen bereits weitere Erleichterungen zugesagt, wenn sie ihre Sparziele in diesem Jahr erreicht. Unter anderem muss sie einen Überschuss im Haushalt erwirtschaften, wenn man die Zinszahlungen herausrechnet (Primärüberschuss). Möglich sind geringere Zinsbelastungen oder längere Laufzeiten der Kredite. Griechenlands Verschuldung dürfte in diesem Jahr auf 322 Milliarden Euro steigen, das entspricht 175,6 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Das Euro-Land wurde zweimal mit insgesamt 240 Milliarden Euro vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Ein erstes Paket umfasste 110 Milliarden Euro. Mit 52,9 Milliarden Euro steuerten die Euro-Länder den größten Teil bei, dazu kommen 20 Milliarden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Rest vom Euro-Rettungsfonds EFSF. Die Rückzahlung dieser Kredite beginnt 2025. Sollte es zu einem Tausch in eine 50-jährige Anleihe kommen, würde sich dieser Zeitpunkt um Jahrzehnte nach hinten schieben.
Über 10 Mrd. Euro zusätzliche Hilfen
Griechenland benötigt nach Einschätzung des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung weit mehr als zehn Milliarden Euro zusätzliche Hilfen in den kommenden Jahren. Es stehe außer Frage, dass der Staat 2014 ein weiteres Hilfspaket brauche, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der Bild-Zeitung. "Die Griechen werden auch nach 2015 noch Hilfen benötigen, die deutlich über die bisher vom IWF geschätzten zehn Milliarden Euro hinausgehen." Die genaue Höhe des nächsten Hilfspaketes werde sich danach richten, wie die Umschuldung gestaltet werde oder ob es einen Schuldenschnitt gebe.
Der griechische Vizeregierungschef Evangelos Venizelos hatte im September gesagt, Griechenland brauche kein drittes Hilfspaket der Euro-Partner. Vielmehr könne sich die Regierung bereits im kommenden Jahr wieder Geld am Kapitalmarkt leihen sowie Erleichterungen im aktuellen Hilfsprogramm erhalten.

Schäuble: Nein zu zweitem Schuldenschnitt
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat seine Ablehnung eines zweiten Schuldenschnitts für Griechenland bekräftigt. In einem Interview der Wirtschaftswoche trat er Spekulationen entgegen, ein solcher Schnitt sei für die Zeit nach der Bundestagswahl geplant. "Solches Gerede war und ist Unsinn", sagte der CDU-Politiker dem Magazin. Nichts sei auf die Zeit "nach der Wahl" verschoben worden.
An seiner Position habe sich nichts geändert. Er habe in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass wahrscheinlich Mitte 2014 Gespräche über eine Anschlussfinanzierung für Griechenland nach Ablauf des aktuellen Hilfsprogramms nötig würden. Sollte es zu einer solchen Zusatzfinanzierung kommen, "würde diese aber nur einen Bruchteil der bisherigen Programme ausmachen."
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