Griechenland: Sperrkonto dürfte kommen

Lange Nacht für die Finanzminister in Brüssel. Ziel der Verhandlungen ist ein zweites Hilfspaket von mindestens 130 Mrd. Euro für Griechenland. Die Gespräche laufen seit Montag Nachmittag, kurz vor Mittag drang schließlich ein Teilergebnis durch: Die Griechen dürften sich in den Verhandlungen mit den Bankenvertretern über eine höhere Privatgläubigerbeteiligung als ursprünglich vorgesehen geeinigt haben. Wegen der Gespräche war die parallele Tagung der Eurogruppe kurzfristig unterbrochen worden. Nach der Wiederaufnahme berieten die Euro-Finanzminister über das Ergebnis, das im Detail zunächst nicht bekannt war.
Das Hilfspaket ist auch Voraussetzung für den Schuldenschnitt mit den privaten Gläubigern wie Banken und Versicherungen. Dadurch sollen Athens Schulden um rund 100 Mrd. Euro sinken. Als Gegenleistung für neue Milliardenkredite muss sich Athen einer schärferen Kontrolle unterwerfen. Dem Vernehmen nach hat Athen eine zentrale deutsche Forderung akzeptiert. So werden die Finanzminister voraussichtlich beschließen, ein Sperrkonto zur Rückzahlung von Krediten einzurichten.
Experte: "Plan ist illusionär"
Weitere Milliarden-Hilfen für das pleitebedrohte Land sind nach Einschätzung von Ökonomen der falsche Weg. Das wüssten auch die diejenigen, die über die Zukunft Griechenlands abstimmen, sagte der Bankenexperte Wolfgang Gerke der Passauer Neuen Presse. "Die Griechen kommen so auf keinen grünen Zweig. Sie sparen sich tot", sagte Gerke.
Auch ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hält neue milliardenschwere Unterstützung für falsch: "Der Plan, Griechenland im Euro radikal zu sanieren, ist illusionär", sagte Sinn Spiegel Online. Vielmehr sollten die Euro-Staaten Athen das Geld geben, um den Austritt aus der Währungsunion zu erleichtern. Das Land könnte mit dem Geld die Banken verstaatlichen und den Staat vor dem Kollaps bewahren.
Verletzte

Sonntagabend haben in Athen erneut Tausende gegen die Sparbeschlüsse der griechischen Regierung demonstriert. Im Anschluss an eine Serie von Protesten kam es in Athen zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. Nach Rundfunkberichten bewarfen Randalierer die Beamten mit Steinen. Daraufhin ließ die Polizei den Syntagma-Platz vor dem griechischen Parlament räumen. Dabei wurden mehrere Demonstranten leicht verletzt.
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