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Griechenland mit stärkstem Wachstum aller Euro-Länder
Verwundert reibt man sich die Augen, liest man die Konjunkturzahlen des dritten Quartals.
Lichtblick für das krisengeplagte Griechenland: Im dritten Quartal hat die Wirtschaft des angeschlagenen Eurolands überraschend stark an Schwung gewonnen. Für die Monate Juli bis September wies das Statistikamt Elstat am Freitag eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus. Dies ist der stärkste Zuwachs innerhalb der Eurozone. Der Tourismusboom kurbelt die Wirtschaft an. Nach Angaben des Branchenverbandes Sete werden in diesem Jahr bis zu 23 Millionen Reisende in Griechenland erwartet, mehr als je zuvor.
Nach einer Neuberechnung der Wirtschaftsdaten, die auf ein gemeinsames Vorgehen in Europa zurückgeht, veröffentlichte das Land erstmals Wachstumsraten zum Vorquartal. Bisher hatte Athen nur Raten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum veröffentlicht. Demnach ist die griechische Wirtschaft im Quartalsvergleich nun bereits das dritte Mal in Folge gewachsen. Im Jahresvergleich betrug das Wachstum im dritten Quartal 1,7 Prozent. Griechenland hat damit eine Phase von sechs Jahren mit starken Einbrüchen der Konjunktur hinter sich gelassen.
Auch Spanien (plus 0,5 Prozent) und Frankreich (0,3 Prozent) schoben die Konjunktur der Eurozone im dritten Quartal an - das BIP legte von Juli bis September um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu. Ökonomen waren davon ausgegangen, dass es wie schon im Frühjahr nur zu einem Plus von 0,1 Prozent reicht.
Deutschland: Keine neuen Schulden, aber kaum Wachstum
Die langjährige Konjunkturlokomotive Deutschland erwies sich dagegen erneut als Bremse: Europas Nummer eins gelang nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent, nach einem Minus von 0,1 Prozent im Vorquartal. Die von Kanzlerin Angela Merkel propagierte Sparpolitik stößt nicht überall auf Zustimmung. Nichtsdestotrotz plant Deutschland für das kommende Jahr erstmals seit 46 Jahren wieder ein ausgeglichenes Budget ohne neue Schulden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages in Berlin beschloss mit den Stimmen von Union und SPD den Etat für 2015. Die „schwarze Null“ soll auch in den Folgejahren stehen.
Italien glitt in die Rezession ab: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,1 Prozent und damit das zweite Quartal in Folge.
Die Konjunkturaussichten bleiben für die Eurozone wegen der hohen Arbeitslosigkeit in vielen Ländern und dem Sparzwang der Regierungen mau. Die EU-Kommission senkte erst vor wenigen Tagen ihre Wachstumsprognose für 2014 von 1,2 auf 0,8 Prozent und für 2015 von 1,7 auf 1,1 Prozent. 2016 erwartet die Behörde dann ein Plus von 1,7 Prozent.
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