Griechenland: Banken und Spitälern geht Geld aus

Eine Demonstration mit Schildern und Bannern vor einem Gebäude.
Sparer ziehen täglich bis zu 500 Millionen Euro von den Konten ab. Im Falle eines Euro-Austritts soll die Kapitalflucht unterbunden werden.

Wenige Tage vor der Schicksalswahl am 17. Juni spitzt sich die Lage in Griechenland erneut zu. Aus Angst, das Land könnte nach der Wahl die Eurozone verlassen, ziehen immer mehr Griechen ihr Geld von den Banken ab. Seit Anfang Juni gäbe es täglich Abflüsse zwischen 100 und 500 Millionen Euro, schlug der Sprecher einer griechischen Privatbank am Dienstag Alarm. Hält die Kapitalflucht in diesem Tempo an, könnten allein im Juni mehr als fünf Milliarden Euro ins Ausland geschickt werden oder in Safes landen. "Wir verbluten langsam und brauchen dringend eine handlungsfähige Regierung", klagt der Banker.

Sehr lange dürfte das marode griechische Bankensystem die Kapitalflucht nicht mehr verkraften. Seit Ausbruch der Krise 2009 sind nach offiziellen Angaben bereits rund 80 Milliarden Euro außer Landes gebracht worden. Erst vergangene Woche musste die EU mit einer Finanzspritze von 18 Milliarden die Banken stützen.

Die Eurozone soll unbestätigten Meldungen zufolge auch bereits Vorkehrungen für eine Beschränkung des Kapitalverkehrs im Falle eines Euro-Austritts der Griechen treffen. Abhebungen an Geldautomaten in Griechenland könnten dann beschränkt werden. Die temporäre Wiedereinführung von Grenzkontrollen könnte ferner Bargeldtransporte ins Ausland verhindern. Die EU-Kommission dementierte zwar konkrete Notfallpläne, verwies aber darauf, dass es in speziellen Fällen sehr wohl möglich ist, den Kapitalverkehr einzuschränken.

Energiekrise

Weil immer weniger Griechen ihre Stromkosten bezahlen können, gehen auch den Energieversorgern langsam die Barmittel aus, um die Erdgasimporte zu bezahlen und ihre Kraftwerke zu betreiben. Um größere Stromausfälle während der Sommersaison zu vermeiden, soll nun ein von den Stromhändlern angelegter Notfallfonds in Höhe von 40 Millionen Euro angezapft werden. Ob das ausreichen wird, ist fraglich.

Dringend Geld benötigen auch die Spitäler. "Meine Kollegen können keine Stent-Implantationen mehr durchführen", klagt ein Klinikarzt in Thessaloniki. Das Krankenhaus habe kein Geld mehr, um Stents (Gefäßstützen) zu kaufen. Die Apotheker-Verbände rufen um Hilfe. Griechenland brauche mindestens 1,5 Milliarden Euro für Medikamente und medizinisches Material. Das Gesundheitssystem stehe vor dem Kollaps.

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