Griechen: Neuverhandlung um jeden Preis
Eine große Mehrheit der Griechen will einer Umfrage zufolge eine Neuverhandlung der Auflagen für das internationale Hilfspaket selbst dann, wenn dies die Euro-Mitgliedschaft des Landes gefährdet. In einer am Samstag veröffentlichten Erhebung des Instituts MRB forderten fast 74 Prozent der Befragten von der neuen Regierung, ihr Versprechen einzuhalten, das Sparpaket mit der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank nachzuverhandeln.
60,4 Prozent der Befragten gaben sich zuversichtlich, dass die Geberländer dem angeschlagenen Land mehr Zeit zur Erfüllung seiner Verpflichtungen einräumen werden. Griechenland hat sich im Gegenzug für ein weiteres 130 Mrd. Euro umfassendes Hilfspaket zu einem strikten Sparkurs verpflichtet, der das Land in die tiefste Rezession der Nachkriegszeit geführt hat. Jeder Fünfte Grieche ist ohne Job. Im Wahlkampf hatten daher selbst die Parteien Nachverhandlungen angekündigt, die im Grundsatz zu den Sparauflagen stehen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte Griechenland auf, den mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Reformkurs auch einzuhalten, will aber vor einem Urteil über weitere Hilfszahlungen erst den Bericht der internationalen Gläubigertroika abwarten. "Ich halte die Verbindlichkeit von Absprachen schon für ein hohes Gut", sagte Merkel in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Erst die Verletzung von Verträgen habe die Europäer in eine schwierige Krise gebracht, in der sie jetzt seien. Allerdings müsse man zunächst das Urteil von Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abwarten. Erst auf dieser Grundlage seien Entscheidungen möglich. "Deshalb müssen wir noch ein paar Wochen warten."
Der vorläufige Bericht der Troika zeichnet ein düsteres Bild der Lage in Athen. Wie die Rheinische Post berichtete, habe die griechische Regierung 210 von rund 300 Sparvorgaben nicht erfüllt.
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