Griechen geht das Licht aus

Die griechische Flagge weht vor einem Gebäude mit Klimaanlagen.
Mitten in der Urlaubssaison droht Griechenland ein Stromausfall. Die Rechnungen bei Stromhändlern wurden nicht bezahlt.

Dem krisengeschüttelten Griechenland droht mitten in der Urlaubssaison ein Stromausfall. Wegen offener Rechnungen haben Stromhändler in Deutschland, der Schweiz, Italien und Bulgarien ihre Elektrizitätsexporte nach Griechenland reduziert oder gar eingestellt. "Wir haben den Stromverkauf gestoppt", sagte Claus Urbanke vom norwegischen Energiekonzern Statkraft. Grund sind nach Angaben aus Branchenkreisen das hohe Kreditrisiko und Zahlungsverzögerungen in Griechenland in den vergangenen zwei bis drei Monaten.

Der griechische Stromnetzbetreiber LAGHE schuldet ausländischen und inländischen Versorgern 327 Millionen Euro, wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlagen. Das Unternehmen leidet unter sinkenden Einnahmen wegen der Rezession und schlechten Zahlungsmoral der griechischen Bevölkerung. Schließlich zapfen immer mehr Griechen illegal Stromleitungen an, was bereits vielfach zu tödlichen Unfällen geführt hat. Griechenland importierte im dritten Quartal 2011 mehr als zehn Prozent seines Strombedarfs. In dem Zeitraum sind die heißen Sommermonate eingerechnet, wenn die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

Aus Furcht vor weitreichenden Strom- und Gasengpässen während der Urlaubssaison kämpfen Griechenlands klamme Energiekonzerne offenbar um Notkredite. So verhandeln der staatliche Gasversorger DEPA und LAGHE mit heimischen Banken über Finanzmittel, um damit offene Lieferanten-Rechnungen zu begleichen, wie Reuters vor kurzem erfuhr. Auch der Stromriese PPC verhandelt mit Banken über eine Verlängerung von Krediten, die Ende Juni fällig werden.

Wirtschaftsweise: Löhne müssen sinken

Die deutsche Wirtschaftsweise Claudia Buch ist überzeugt, dass den Griechen noch weitere, massive Einschnitte bevorstehen. "Die Einkommen sind zu hoch im Vergleich zur derzeitigen Leistung der griechischen Wirtschaft", sagte sie der "Südwest Presse" von Samstag. Solche harten Anpassungen ließen sich auch nicht umgehen, indem Griechenland aus dem Euro ausscheide.

"Die Strukturreformen sind schmerzhaft für die griechische Bevölkerung. Aber sie müssen so oder so kommen, damit die Wirtschaft zukünftig wachsen kann." Die Tübinger Professorin war erst im Februar in den fünfköpfigen Rat der Wirtschaftsweisen berufen worden, der die Bundesregierung berät.

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