Griechen-Chaos: Börsen reagieren positiv

Griechen-Chaos: Börsen reagieren positiv
Die Hoffnung, dass das Referendum mit einem Rücktritt Papandreous hinfällig ist, lässt den Dax ins Plus drehen. Vertrauen in spanische und italienische Anleihen schwindet.
Dax dreht ins Plus

Angesichts der zunehmenden Berichte über einen bevorstehenden Kollaps der griechischen Regierung stiegen am Vormittag die Aktien-Indizes an den europäischen Börsen.

Nach einer sehr schwachen Eröffnung hat der Dax seine Verluste bis zum Donnerstagvormittag seine Verluste wettgemacht. Zuletzt stand Leitindex bei 6054,36 Punkten mit 1,49 Prozent im Plus.

Börsianer begründeten dies mit Medienspekulationen in Griechenland über einen möglichen neuen Regierungschef. Es gebe zudem Hoffnungen, dass mit einem Ausscheiden von Giorgos Papandreou auch das von ihm angekündigte und am Markt gefürchtete Referendum zu den Reformplänen wieder Geschichte sein könnte.

Italien und Spanien

Gleichzeitig nimmt angesichts des Griechenland-Dramas aber auch die Verunsicherung der Anleger in der Eurozone erheblich zu. Ein Anzeichen dafür sind die steigenden Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen.

In Italien, dem drittgrößten Euroland nach Deutschland und Frankreich, kletterte die Rendite zehnjähriger Papiere am Donnerstag mit 6,34 Prozent auf ein Rekordhoch seit Gründung des Euroraums.

In Spanien legte die Rendite solcher Staatstitel ebenfalls deutlich zu. Mit 5,53 Prozent lag sie allerdings noch unter dem Rekordwert von Anfang August von mehr als sechs Prozent.

In einer ganz anderen Dimension liegen die griechischen Staatsanleihen: Ihre Rendite betrug am Donnerstag bei den zweijährigen Titeln zeitweise sogar mehr als 100 Prozent. Würden die Zinsen bedient und die Papiere am Ende der Laufzeit im vollem Umfang zurückgezahlt, könnte ein Anleger damit also mehr als das Doppelte seines eingesetzten Kapitals verdienen.

Kaum noch Handel mit Griechen-Anleihen

Allerdings lag dies an extremen Kursschwankungen, die wiederum damit zu erklären sind, dass die Anleihen kaum noch gehandelt werden. Zudem ist Griechenland - anders als Spanien und Italien - dank der internationalen Hilfen bei der Staatsfinanzierung derzeit nicht auf die Kapitalmärkte angewiesen. Für Italien und Spanien hingegen bedeutet der Anstieg, dass sie für frisches Kapital immer mehr Zinsen zahlen müssen.

Banken

Ein weiterer Indikator für die zunehmende Krisenstimmung sind die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB. Die eintägigen Einlagen nähern sich wieder ihrem Jahreshöchststand an, der am 10. Oktober mit knapp 270 Milliarden Euro erreicht worden war. Indem sie das Geld - zu niedrigen Zinsen - bei der Zentralbank parken, gegen die Geldhäuser auf "Nummer sicher". Kurzfristige Mittel leihen sich die Banken normalerweise lieber untereinander zu günstigeren Konditionen am sogenannten Interbankenmarkt. Der Anstieg der EZB-Einlagen ist daher auch ein Maß für das mangelnde Vertrauen der Banken untereinander.

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