Ex-Rennfahrer und OMV-Manager fährt auf Gmundner Keramik ab
Man hatte auch Angebote ausländischer Investoren, aber mit Markus Friesacher habe man „eine österreichische Lösung gesucht und gefunden. Das war uns beiden wichtig“, kommentierte Maximilian Graf von Moy den Verkauf der Keramik-Manufaktur.
Eigentlich ist die österreichische Lösung ein Deal unter Nachbarn. Die Familie Moy sitzt auf Schloss Anif, Friesacher ist mit der im Ort beheimateten, prominenten Hoteliersfamilie verwandt.
Der ehemalige Formel-3-Fahrer Friesacher wagt sich in eine neue Branche. Die Produktion in Gmunden am Traunsee mit 130 Mitarbeitern und der Erlebniswelt soll erhalten bleiben, auch die Geschäfte in Salzburg und Wien, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.
Die Manufaktur soll in Friesachers MF-Gruppe in Anif eingebracht werden. Der neue Eigentümer erklärte, er wolle dem Standort weiteres Wachstum ermöglichen. Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten aus, Friesacher war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Manufaktur beschäftigt derzeit 40 Keramikmalerinnen und ist nach eigenen Angaben mit einer Tagesproduktion von 5000 handgefertigten Stück die Nummer eins unter Europas Keramikmanufakturen. 25 Prozent werden exportiert, die rustikalen Häferln und Teller sind vor allem in Deutschland, der Schweiz und den USA beliebt. In Österreich hat die Marke einen Bekanntheitsgrad von 87 Prozent, angeblich besitzt jeder zweite Haushalt ein Stück der rustikalen Geschirr-Serien.
Auf und Ab bei Gmundner
Die bereits 1492 erstmals urkundlich erwähnte Gmundner Keramik hat wirtschaftlich eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das Geschäft mit dem vorwiegend grün gemusterten Geschirr war in den 1990er-Jahren in die roten Zahlen gerutscht, die Belegschaft steuerte mit einem Lohnverzicht zur Sanierung bei. Damals verkaufte Johannes Fürst Hohenberg an die Grafenfamilie Moy.
Nach wechselnden Geschäftsführern und Sortimentsbereinigungen sei nach eigenen Angaben 2012 der Turnaround geschafft worden. Der 2017 engagierte Geschäftsführer Martin Eras soll bleiben. 2016 war das Unternehmen mit rund 570.000 Euro positiv, weist aber wegen Verlustvorträgen noch einen Bilanzminus von 1,56 Millionen aus. Aktuellere Daten sind derzeit im Firmenbuch nicht verfügbar.
Der exzellente Netzwerker Friesacher wurde als Unternehmer mit der Gründung der Hofer-Tankstellen bekannt. Der 43-Jährige verkaufte die Tankstellen an die teilstaatliche OMV und ging beim Mineralölkonzern als Senior Vice President für den Diskontbereich an Bord. Derzeit leitet er das Büro von Konzernboss Rainer Seele. Als Unternehmer besitzt er noch etliche Tankstellen.
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