Gläubiger in Athen: Samaras will Auflagen lockern

Drei Männer in Anzügen unterhalten sich in einem eleganten Raum.
Die Troika überprüft die ins Stocken geratenen Reformen, der neue Premier möchte hingegen ein Aufweichen des harten Sparprogramms ausverhandeln.

Die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) beginnt heute Donnerstag in Athen offiziell ihre Gespräche mit der griechischen Regierung über die Umsetzung des Sparprogramms. Bei dem Treffen mit den Leitern der Troika-Mission will Regierungschef Antonis Samaras erreichen, dass die Bedingungen des Sparprogramms gelockert werden.

Diese Forderung stößt jedoch bei den Gläubigern weitgehend auf Ablehnung. Die Reformen werden von großen Teilen der griechischen Bevölkerung abgelehnt, weil sie den Bürgern harte finanzielle Einschnitte zumuten. Samaras hatte im Wahlkampf versprochen, Änderungen auszuhandeln.

Ein Demonstrant schwingt eine griechische Flagge vor dem Parlament in Athen, während Polizisten in der Nähe stehen.

Die Troika-Führung ist voraussichtlich noch bis Ende der Woche in der griechischen Hauptstadt und überprüft die ins Stocken geratenen Reformbemühungen, die Griechenland als Bedingung für das 130 Mrd. Euro schwere Rettungspaket erfüllen muss.

Die neue griechische Regierung will zugleich vom Trend in Europa zu mehr wachstumsorientierter Wirtschafts- und Finanzpolitik profitieren und die Troika zur Abschwächung der Auflagen bewegen. Doch vor allem die deutsche Regierung sperrt sich gegen grundlegende Änderung der Reformziele, die über reine Anpassungen hinausgehen.

Stournaras neuer Finanzminister

Das von der Staatspleite bedrohte Land hat wieder einen neuen Finanzminister. Der renommierte Ökonomieprofessor Ioannis (Yannis) Stournaras wurde am Donnerstag im Präsidialgebäude in Athen vereidigt - in Gegenwart von Ministerpräsident Antonis Samaras, der damit erstmals wieder in der Öffentlichkeit erschien. Die Vereidigung des Finanzministers hatte sich wegen einer Augenoperation des Regierungschefs um mehrere Tage verzögert. Das Protokoll schreibt die Präsenz des Ministerpräsidenten bei der Vereidigung von Ministern vor.

Der 55-jährige Wirtschaftsexperte von der Universität Athen fordert seit Jahren Reformen und eine Verschlankung des Staates. Dies sei der einzige Ausweg aus der schlimmsten Krise in der jüngeren Geschichte des Landes. Stournaras wolle "gleich ran an die Arbeit", berichtete das Staatsfernsehen. Er wolle sich mit den Chefs der Geldgeber-Troika treffen, die zurzeit in Griechenland einen Kassensturz durchführen und über ein umfangreiches 11,5 Milliarden Euro schweres neues Sparprogramm sprechen.

Stournaras setzt sich vehement für den Verbleib Griechenlands im Euroland ein. Er hatte bereits an den Verhandlungen zum Euro-Beitritt seines Landes teilgenommen. Zuletzt war er Chef des griechischen Instituts für Ökonomie- und Industrieforschung (IOWE). Er hat viel Erfahrung als Mitarbeiter der griechischen Zentralbank (Bank of Greece) und Vorstand der griechischen Handelsbank (Commercial Bank).

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