Coca Cola "fördert" deutsche Gesundheitsforschung

Coca Cola galt einst als die berühmteste und meistgeworbene Marke der Welt. Sportler und Schauspieler ließen sich nur allzu gerne mit der Glasflasche ablichten. Doch heute steckt die Brause in der Krise. Gesundheitsdebatten über zuckerhaltige Getränke, Werbeverbote und Limonadensteuern sorgten dafür, dass die Umsätze gesunken sind. Das öffentliche Interesse für einen gesunden Lebensstil hat dem Image des zuckerhaltigen Getränks auch nicht besonders gutgetan.
Deshalb dürfte das Unternehmen versuchen, andere Wege einzuschlagen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Der Coca-Cola-Konzern und seine Stiftungen sollen in den vergangenen Jahren in Deutschland rund 7,5 Millionen in wissenschaftliche Projekte im Bereich Gesundheit, Ernährung und Bewegung investiert haben. "Gesundheitspatenschaften" nennt Coca Cola die Maßnahme, die der Konzern auf Aufforderung der Organisation "Foodwatch" nun veröffentlicht hat.

Rolle bei Fettleibigkeit heruntergespielt
Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei "Foodwatch", erklärt, dass sich das Getränkeunternehmen mit den Geldspritzen für Forschungseinrichtungen als Teil der Lösung inszeniert, damit über das wahre Problem nicht gesprochen wird. Der Weltmarktführer für Zuckergetränke, so Huizinga in der Süddeutschen weiter, sei maßgeblich für den weltweiten Anstieg von Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten mitverantwortlich. Den Vorwurf der Einflussnahme weist ein Sprecher von Coca Cola zurück. Es geht um eine ergebnisoffene Unterstützung.
Dass der Konzern Wissenschaftssponsoring betreibt, ist nicht neu. Erst vergangenes Jahr deckte die New York Times einen solchen Fall auf. Mehrere hundert Millionen Dollar sollen an Wissenschaftler und Gesundheitsorganisationen geflossen sein. Insbesondere hat die finanzielle Unterstützung für die Universität Colorado Denver zur Errichtung des "Global Energy Balance Network" für erhebliche Kritik gesorgt, weil Ernährungsexperten der Uni die Rolle von zuckerhaltigen Getränken bei Fettleibigkeit anschließend verharmlosten. Die Hochschule zahlte daraufhin eine Million US-Dollar an den Konzern zurück.

Coca Cola: Stolz auf Partnerschaften
In Deutschland soll Coca Cola die Berliner Charitè mit einer Million Euro unterstützt haben, heißt es auf der Website von "Foodwatch". Genauer gesagt: an das Institut für Geschlechterforschung in der Medizin, das etwa die Herzgesundheit bei Frauen untersucht und Stress als Problem ausmacht. Vonseiten der Charitè heißt es, dass man die Vereinbarung mit der Geldgeberin geprüft habe und die Unabhängigkeit sowie Glaubwürdigkeit des Instituts damit in keiner Weise verletzt wurde. Das Engagement, so ein Sprecher von Charitè, sei im Rahmen der sozialen Verantwortung des Unternehmens.
Aber auch in anderen EU-Staaten finanziert Coca Cola Gesundheitsorganisationen. In Frankreich wird beispielsweise die Diabetesgesellschaft unterstützt und in Großbritannien die British Nutrition Foundation, die laut eigener Definition "unabhängige und evidenzbasierte Informationen zu Lebensmittel und Ernährung" anbietet.
Auf der Website vom Getränkehersteller heißt es dazu, dass man stolz auf die Partnerschaften sei und die Anregungen durch externe Experten sehr schätze. "Deshalb möchte Coca-Cola Deutschland diese Kooperationen auch in Zukunft fortführen und offen darüber kommunizieren."
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