General Motors will Unfall-Opfer entschädigen

Ein GM-Logo mit einer amerikanischen Flagge im Vordergrund.
Der Konzern ignorierte jahrelang Zündschloss-Defekte bei Millionen Fahrzeugen.

Die Leidtragenden des von General Motors jahrelang ignorierten Zündschloss-Defekts sollen schon bald eine Wiedergutmachung erhalten. Der vom US-Autohersteller bestellte Anwalt Kenneth Feinberg versprach am Montag eine "schnelle Entschädigung", die im Einzelfall bei mehreren Millionen Dollar liegen könne. Eine Obergrenze für den gesamten Entschädigungsfonds gibt es nicht.

Feinberg stellte den Fonds auf einer Pressekonferenz in Washington vor. Unfallopfer beziehungsweise deren Hinterbliebene könne ihre Ansprüche bis Ende des Jahres geltend machen. Knackpunkt könnte aber werden, wen Feinberg und sein Team als Unfallopfer anerkennen. GM selbst spricht von 13 Toten wegen des Defekts, Verbraucherschützer kommen auf mehr als 300.

Mängel seit 10 Jahren ignoriert

Bei 2,6 Millionen Kompaktwagen des Opel-Mutterkonzerns war der Schalter des Zündschlosses zu schwach ausgelegt, weshalb der Zündschlüssel während der Fahrt zurückspringen kann. Das schaltet nicht nur den Motor, sondern auch Bremskraftverstärker, Servolenkung und schlimmstenfalls die Airbags ab. GM-Ingenieure ignorierten den Mangel trotz früher Anzeichen mehr als zehn Jahre lang.

Auch Limousinen betroffen

Noch am selben Tag, an dem die Opel-Mutter die Entschädigung der Unfallopfer ankündigte, wurde bekannt, dass die Rückruf-Welle noch drastischere Ausmaße annehmen wird. Nicht nur bei Kompaktwagen, sondern auch bei 7,6 Millionen älteren Limousinen der Marken Chevrolet, Oldsmobile und Pontiac kann sich der Zündschlüssel ungewollt verstellen. Wieder gab es Tote. Es sei aber noch nicht abschließend geklärt, ob der Defekt zu den Unfällen geführt habe, teilte die Opel-Mutter mit.

Die Kosten für die Reparaturen steigen durch die jüngsten Rückrufe um weitere 500 Millionen Dollar auf insgesamt rund 2,5 Mrd. Dollar (1,83 Mrd. Euro) seit Jahresbeginn. Der Konzern hatte wegen des verschleppten Rückrufs überdies eine Strafe von 35 Mio. Dollar an die Verkehrssicherheitsbehörde zahlen müssen. Oben drauf kommen die Auszahlungen durch den Entschädigungsfonds.

13. Februar: GM ruft in Nordamerika die ersten 778.000 Wagen wegen Problemen mit den Zündschlössern zurück. Der Schlüssel kann bei voller Fahrt in die "Aus"-Position zurückspringen. GM berichtet von sechs Toten bei Unfällen.

25. Februar: GM weitet den Rückruf auf weltweit 1,6 Millionen ältere Wagen aus. Das Unternehmen räumt erste Versäumnisse ein. Nun ist die Rede von 13 Unfalltoten.

12. März: Aus internen Vermerken geht hervor, dass GM-Ingenieure schon 2001 während der Fahrzeugentwicklung über Probleme mit den Zündschlössern berichteten. Es gehen die ersten Klagen von Unfallopfern und Autobesitzern ein.

29. März: GM ruft nun auch 1 Million Fahrzeuge neuerer Baujahre wegen der defekten Zündschlösser zurück. Damit steigt die Gesamtzahl alleine für diesen Defekt auf 2,6 Millionen.

31. März/2. April: Bei zwei Anhörungen im US-Kongress wird Barra scharf angegangen. Antworten auf die Kernfrage, warum GM so lange mit dem Rückruf der defekten Zündschlösser zögerte, hat sie jedoch nicht.

10. April: Es kommt zu ersten personellen Konsequenzen. Zwei Ingenieure werden beurlaubt. Es folgt eine Neuaufstellung der Entwicklungsabteilung. Mehrere Manager gehen.

24. April: GM erleidet einen Gewinneinbruch, nachdem sich die veranschlagten Kosten für die Reparaturen im ersten Quartal auf 1,3 Mrd. Dollar (960,7 Mio. Euro) summiert hatten.

16. Mai: General Motors muss 35 Mio. Dollar an Strafe zahlen. Die Verkehrssicherheitsbehörde sieht es als erwiesen an, dass der Autobauer sie zu spät über die Zündschloss-Probleme informiert hat.

5. Juni: GM legt einen Untersuchungsbericht vor, der zahlreiche Schlampereien auflistet. 15 Mitarbeiter werden gefeuert. Barra verneint aber eine bewusste Vertuschung der Fehler. Opfer sollen entschädigt werden.

13. Juni: GM warnt vor Zündschloss-Problemen bei einer halben Million weiterer Wagen.

16. Juni: GM ruft 3,4 Millionen Limousinen wegen problematischer Zündschlösser in die Werkstätten. Nun sind 20 Millionen Wagen insgesamt von 44 Rückrufen betroffen. Die veranschlagten Kosten klettern auf 2 Mrd. Dollar (1,48 Mrd. Euro).

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