Vorteile und Risiken: Warum sich ETFs langfristig lohnen

ETFs können als börsengehandelte Indexfonds zu Börsenzeiten jederzeit gekauft oder verkauft werden.
Vor 25 Jahren startete mit zwei ETFs die Anlageform der Welt auch in Europa. Mittlerweile gibt es mehr als 12.000 börsengehandelte Fonds.

Von Björn Hartmann

Das Kürzel ETF steht für Exchange Traded Funds oder börsengehandelte Fonds. Die Deutsche Börse in Frankfurt bot die Papiere im Jahr 2000 über ihre digitale Handelsplattform Xetra erstmals zum Kauf an. Aufgelegt hatte sie die Investmentbank Merrill Lynch. Beide orientierten sich am Index Stoxx der größten europäischen Aktien und werden vom US-Investmenthaus Blackrock verwaltet.

Wer etwa den „iShares Core Euro Stoxx Ucits ETF Eur“ der ersten Stunde gekauft hat und per Sparplan jeden Monat 50 Euro einzahlte, insgesamt also 15.000 Euro, dürfte – bei Wiederanlage der Gewinne und ohne Kosten – heute um die 38.700 Euro auf dem Konto haben. Ein sattes Plus trotz Finanzkrise 2008, Eurokrise, Pandemie, Russlands Einmarsch in der Ukraine und der aktuellen Zollpolitik des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump.

ETFs bilden meist automatisch einen Index ab. Nicht jeder kann es sich leisten, zum Beispiel alle Werte im Österreichischen Aktienindex ATX zu erwerben. Das kann ein solcher Fonds übernehmen. Wer dann von der Wertentwicklung des ATX profitieren will, kauft sich einen Anteil am Fonds, der deutlich günstiger ist als Einzelaktien. Der Clou: Auch der Fonds kann an der Börse einfach gekauft und verkauft werden.

Einfaches Sparen

Das Produkt macht Sparen einfach. Vorteile sind vor allem geringe Kosten von 0,1 bis 0,5 Prozent der Anlagesumme. Bei anderen Fonds, die Experten zusammenstellen, können es auch 1,5 und mehr Prozent sein, wie Sven Witt von Finum Private Finance in Berlin sagt. Ein ETF ist zudem breit gestreut, kann Hunderte oder Tausende Aktien enthalten. Stürzt eine ab, fällt das nicht so sehr ins Gewicht. 

Allerdings gibt es auch Tücken wie etwa Klumpenrisiken. „Viele große Indizes wie der MSCI World sind stark in US-Technologiewerte investiert, wodurch Anleger ungewollt ein hohes Branchenrisiko eingehen“, sagt Witt. Das erleben viele Sparer gerade, ETFs auf den MSCI sind die beliebtesten in Deutschland. Und der Index fällt wegen der Wirtschaftspolitik der US-Regierung unter Donald Trump.

Das Angebot ist riesig

„ETFs sind zwar leider kein automatischer Weg zu Reichtum“, sagt Sven Langenhan vom Münchener Vermögensverwalter HRK Lunis. „Aber sie waren im Rückspiegel betrachtet genau die richtige Innovation, um eine noch breitere Masse von klassischen Sparern zu Kapitalmarktanlegern zu machen.“

Das Angebot ist riesig. Es gibt sie für Aktienindizes, chinesische Staatsanleihen, künstliche Intelligenz, einzelne Länder, Nachhaltigkeit, auf Rendite oder das Metaverse optimiert, also jene digitale Welt, die der US-Konzern Meta (Facebook, Instagram) entwickelt.

Mitte 2024 gab es weltweit mehr als 12.000 ETFs und ähnliche Produkte, wie das Londoner Beratungshaus ETFGI ermittelt hat. Aufgelegt hatten sie 758 Anbieter aus 63 Ländern. Anleger hatten mehr als 13 Billionen Dollar in solche Papiere investiert. Tendenz stark steigend.

„Inzwischen gleicht der ETF-Markt einem dichten Dschungel, in dem Anleger mit einer schier endlosen Auswahl an Produkten konfrontiert sind“, sagt Markus Lautenschläger vom Vermögensverwalter BV & P Vermögen. Da könne es sinnvoll sein, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen oder spezialisierte Plattformen wie JustETF oder ExtraETF zu nutzen.

Erfunden in den USA

Erfunden wurden die Fonds in den USA. Die Vorläufer kamen bereits in den 1970er-Jahren auf den Markt. Als einer der Väter des modernen ETF gilt John C. Bogle, Gründer des US-Anlagehauses Vanguard.

Die Idee dahinter: Langfristig wächst der Markt, gleicht extreme Höhen und Tiefen aus. Kurzfristig lässt sich vielleicht mehr gewin-nen – so wie dieser Tage, wenn man etwa früh auf die Rüstungsindustrie gesetzt hätte –, doch derartige Spekulation erfordert besonders viel Kenntnis der Märkte. Und wer anlegt, der muss sich praktisch täglich um seine Anlagen kümmern.

Das versprechen aktiv gemanagte Fonds, bei denen Spezialisten versuchen, so anzulegen, dass sie besser sind als der Markt, für den Sparer also mehr herausholen. „Studien belegen, dass etwa 80 bis 90 Prozent der aktiven Fondsmanager über lange Zeiträume schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex, besonders nach Abzug von Gebühren“, sagt Witt von Finum Private Finance. „Das bedeutet: ETFs sind kein Zaubermittel, aber eine wissenschaftlich fundierte Strategie für Vermögensaufbau. Wer breit diversifiziert investiert, regelmäßig einzahlt und langfristig denkt, hat sehr gute Chancen, sein Vermögen zu mehren.“

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