G-20: Finanzkrise trifft besonders Einkommensschwache
Die Finanzkrise hat in Industrie- und Schwellenländern besonders einkommensschwache Haushalte getroffen und deren soziale Not weiter verschärft.
Zu diesem Ergebnis kommt der Jahresbericht "Das Wachstum fördern", den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Istanbul zu Beginn des G-20-Finanzministertreffens vorstellte. Junge Menschen müssten die größten Einkommenseinbußen hinnehmen und seien einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt.
Finanzsektor bleibt anfällig
"Zu den politischen Herausforderungen gehören in nächster Zeit eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit, eine Verlangsamung der Produktivität, ein hohes Staatsdefizit und eine hohe Staatsverschuldung", hieß es in dem Bericht. Der Finanzsektor bleibe anfällig. In den meisten OECD-Industrieländern habe sich das Tempo der Strukturreformen in den vergangenen beiden Jahren verlangsamt. In großen Schwellenländern habe das Reformtempo dagegen zugenommen.
Deutschland rät die OECD unter anderem, Sozialabgaben besonders für Niedrigverdiener zu senken und bessere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch Frauen Vollzeit arbeiten können.
Reformmüdigkeit in Finanzwelt
Indes hat der britische Zentralbankchef Mark Carney einen nachlassenden Eifer bei den Finanzmarktreformen beklagt. Sowohl im Finanzstabilitätsrat (FSB) der G-20 als auch allgemein sei eine "Reformmüdigkeit" zu beobachten, sagte Carney am Montag vor einem Treffen der Finanzminister der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer in Istanbul (G-20). Er ist selbst auch Vorsitzender des FSB.
"Viele der härtesten Reformen sind Mikroreformen, die auf breiten politischen Widerstand stoßen und sich erst in der fernen Zukunft auszahlen." Zwar sei es heute weniger wahrscheinlich, dass das Finanzsystem anfängliche Schocks noch verstärke wie 2008. Allerdings gebe es keinen Platz für Selbstgefälligkeit.
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