Fischler zu Sanktionen: Hoffnung auf Dreiecksgeschäfte

Ein älterer Mann mit Bart gestikuliert mit der Hand.
Ex-EU-Landwirtschaftskommissar hofft, dass sich die Auswirkungen des Embargos in Grenzen halten.

Der ehemals höchste Vertreter Österreichs in der EU, Franz Fischler, plädiert für mehr Ruhe in der Debatte um das Embargo, die Moskau kürzlich gegen EU-Lebensmittel verhängt hat: Er rät im Interview mit Ö1, erstmal abzuwarten, ob die Verluste der Landwirtschaft tatsächlich wie befürchtet in die hunderte Millionen gehen werden.

Seine Hoffnung liegt in sogenannten Dreiecksgeschäften: "Es steht ja jeder Firma frei, zum Beispiel in der Schweiz oder am Balkan aus Österreich Produkte zu kaufen und diese dann nach Russland zu exportieren", so Fischler – über diesen Umweg könnten die Ausfälle kompensiert werden; er bezweifelt, dass die Schäden so hoch wie prognostiziert sein werden.

Zu ein bisschen mehr Geduld rät er auch Landwirtschaftminister Andrä Rupprechter: Bevor nach Ausgleichszahlungen aus dem Steuertopf gerufen werde – was Rupprechter ja kürzlich getan hat -, solle man sich die Auswirkungen genauer ansehen. Fischler plädiert zudem für eine europäische Lösung in puncto Hilfen für die Bauern: Man müsse gemeinsam darüber nachdenken, wie man die Lasten sinnvoll auf alle verteile.

Kleiner Rüffel für VP

Geäußert hat sich Fischler in dem Interview auch zur Lage seiner Partei, der ÖVP, und deren amtierenden EU-Kommissar Johannes Hahn – dass die VP diesen nicht zu 100 Prozent stütze, „verstehe ich auch nicht." Er fordert, die Nominierung der Personen und die Frage der Portfolios nicht komplett zu trennen: "Vor allem wäre es gut, wenn man schon, bevor man offiziell nominiert, mit dem künftigen Präsidenten Kontakt aufnimmt und mit ihm diskutiert. Dann würde man sich leichter tun in der Einschätzung, wer der optimale Kandidat wäre.“

Was den derzeitigen Obmann angehe, so sieht Fischler keine Gefahr für Michael Spindelegger. "Zur Zeit sitzt der Herr Spindelegger wohl deshalb relativ fest im Sattel, weil sich niemand zur Zeit aufdrängt, der eigentlich seinen Posten gern übernehmen würde."

Kommentare