Frankenkredite: 26,7 Milliarden Euro offen

Schweizer Franken.
Österreicher müssen Kredite in Höhe von 27,89 Mrd. Franken zurückzahlen - ab dem Jahr 2019 wird es ernst.

Der starke Kurs des Schweizer Franken macht tausenden österreichischen Haushalten und Häuselbauern großes Kopfzerbrechen. Zwar ist das aushaftende Volumen an Fremdwährungskrediten (FX-Kreditvolumen) der privaten Haushalte seit der Verhängung des Neuvergabe-Stopps im Herbst 2008 bis Ende März 2015 um die Hälfte beziehungsweise € 27,1 Milliarden Euro zurückgegangen. Im Vergleich zum 1. Quartal 2014 sank damit das aushaftende Volumen wechselkursbereinigt um 4,4 Milliarden Euro oder 14,2 Prozent. Im 1. Quartal 2015 ging das aushaftende Volumen wechselkursbereinigt um 1,6 Milliarden Euro oder 5,5 Prozent zurück. Das geht aus der aktuellen Erhebung der Finanzmarktaufsicht (FMA) hervor. So ist auch der Fremdwährungsanteil an allen aushaftenden Krediten, die private Haushalte aufgenommen haben, im 1. Quartal 2015 auf 19,3 Prozent gesunken. Das ist um 0,9 Prozentpunkte niedriger als im Jahr davor.

Um 58 Prozent aufgewertet

Doch seit der Aufhebung der Franken-Deckelung bei 1,20 durch die Schweizer Nationalbank im Jänner 2015 müssen tausende österreichische Häuselbauer viel höhere Beträge zurückzahlen oder ihren Banken mehr Sicherheiten für die Kredite übereignen, als ursprünglich geplant war. Durch den Kurszuwachs des Franken stieg das Kreditvolumen der privaten Haushalte auf 26,7 Milliarden Euro beziehungsweise 27,89 Milliarden Franken. Am Montagmittag lag der Wechselkurs des Franken bei 0,957 Euro. Detail am Rande: Seit Anfang 2008 wurde der Schweizer Franken bis 31. März 2015 um 58,1 Prozent aufgewertet, wobei der Wechselkurs seither zwischen 0,98 Euro und 1,08 Euro relativ stark schwankt.

Ende März 2015 entfiel der Großteil des FX-Forderungsvolumens (mit 96,6 Prozent) auf Schweizer Franken (CHF) und der Rest beinahe zur Gänze auf Japanische Yen.

Mit 6,1 Milliarden Euro unterdeckt

Kürzlich hatte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) errechnet, dass die Frankenkredite der österreichischen Banken mit 6,1 Milliarden Euro unterdeckt sind. Das heißt, die Finanzinstrumente, mit denen die Kreditnehmer für die Rückzahlung sparen, sind 6,1 Milliarden Euro weniger wert als die ausständigen Kredite. Für heimische Banken könnte das ab 2019 zu einer massiven Belastung werden, analysierte die Ratingagentur Moody's Anfang Juni.

Die Unterdeckung ist dabei im ersten Quartal 2015 wegen der Frankenaufwertung um drei Milliarden Euro gestiegen. Die Unterdeckung werde erst ab 2019 voll sichtbar werden, wenn die meisten Frankenkredite fällig werden und Kunden in Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten, schreibt Moody's. Dann müssten die österreichischen Banken wahrscheinlich Kredite umschulden: "Im extremen Szenario, dass die zusätzliche Unterdeckung von drei Mrd. Euro 2019 in den Bankbilanzen niederschlägt, schätzen wir, dass das Kernkapital (Tier 1) der betroffenen Banken um 63 Basispunkte von 10,7 Ende 2014 auf 10,0 Prozent fällt", erläuterte Moody's Anfang Juni. Die gesamte Unterdeckung von 6,1 Mrd. Euro würde das Kapital mit 128 Basispunkten belasten.

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