Forschungsrat fordert mehr Geld

"Aus dem Aufholprozess ist ein Rückfallprozess geworden." Hart ins Gericht mit der heimischen Forschungspolitik geht Hannes Androsch, Chef des Forschungsrats RTF. Auf dem Weg zum Ziel, bis 2020 zu den führenden europäischen Länder im Innovationsbereich vorzustoßen, stagniere Österreich im Mittelfeld. Die Dynamik der Jahre 2000 bis 2008 – kritisiert der RTF in seinem "Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs" – sei verloren gegangen.
Dabei habe sich nicht Österreichs Performance an sich verschlechtert, sondern die europäischen Mitbewerber machten laut RTF rasche Fortschritte. Im Vergleich mit den innovativsten Ländern Schweden, Finnland, Deutschland und Dänemark ortet der Forschungsrat einiges an "Optimierungspotenzial". Das habe unter anderem dazu geführt, dass Österreich im EU-Innovationsanzeiger 2011 auf Platz acht zurückgefallen ist.
Grundsätzlich lobt der Forschungsrat die Strategie und das ambitionierte Ziel der Regierung. Allerdings sei rund ein Drittel der mehr als 100 vorgeschlagenen Maßnahmen "nicht neu" und würden sich "teilweise in einer unveränderten Fortschreibung bestehender Instrumente erschöpfen". Einige Instrumente – bekritteln die Forschungsräte – hätten auch "nach mehreren Jahren Laufzeit kaum nennenswerte Verbesserungen bewirkt", sie würden dennoch beibehalten.
Finanzierung
Neben der Erhöhung der Effizienz der Forschungsförderung fordern Androsch und sein Vize, Ex-TU-Rektor Peter Skalicky, mehr Geld für die Forschung. Bei der Finanzierung habe man das Quotenziel – die Forschungsquote soll bis 2020 auf 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ansteigen – eindeutig verfehlt. Derzeit liegt Österreich bei 2,76 Prozent, heuer sollen es 2,8 Prozent werden. Um 3,76 Prozent zu erreichen, müssten die F&E-Ausgaben jährlich um 6,5 Prozent wachsen.
"Weit entfernt" vom Ziel sieht der RTF auch die Steigerung des Privatanteils an den Forschungsausgaben. Dieser sollte auf 66 bis 70 Prozent steigen. Derzeit beträgt der Anteil der Unternehmen an den Forschungsausgaben von 8,6 Milliarden Euro nur 45 Prozent, 39 Prozent steuert die öffentliche Hand bei .
Forschung ist ein wichtiger Faktor im Standortwettbewerb. Und dort fällt Österreich zurück: Nach dem Ranking des Schweizer Instituts IMD rutschte Österreich von Rang 18 auf Platz 21 ab.
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