Fluss-Kreuzfahrten: Harte Konkurrenz auf der Donau

Manfred Traunmüller baute die Donau Touristik auf
Manfred Traunmüller fährt als einziger Reeder unter rot-weiß-roter Flagge und mit österreichischem Kollektivvertrag.

Auf einem Kreuzfahrtschiffe gemächlich die Donau hinunter treiben – so stellt man sich sanften Tourismus vor. Doch die Idylle trügt. Im Geschäft mit den Donau-Kreuzfahrten tobt ein harter Wettbewerb um die Passagiere.

182 Kabinenschiffe waren 2018 laut viadonau unterwegs. Die meisten der Schiffe sind in Malta und auf Zypern registriert, einige in der Schweiz und in Deutschland. Die Behörden-Kontrollen sind in Deutschland und Österreich am strengsten.

Unter rot-weiß-roter Flagge fährt heute allerdings nur noch ein einziges Kabinen-Schiff, die MS Primadonna. Lange ist’s her, als die staatliche Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft DDSG die Nummer eins auf dem Strom war.

Zurück in die Gegenwart. Der komfortabel ausgestattete Katamaran mit 82 Kabinen für 164 Gäste gehört der Donau Touristik des Selfmade-Unternehmers Manfred Traunmüller.

Er ist nach eigenen Angaben auch der einzige Unternehmer im Kreuzfahrt-Business auf der Donau, der alle Mitarbeiter nach österreichischem Kollektivvertrag (KV) angestellt hat. Neben der MS Primadonna gehört ihm auch das Ausflugsschiff MS Kaiserin Elisabeth; auf der Mosel fährt noch ein gechartertes Schiff.

Der Personalkostenanteil beträgt im Durchschnitt rund 35 Prozent der Gesamtkosten. Mit österreichischem KV summiert sich der Personalaufwand auf 47 Prozent. „Ich möchte auch nicht Urlaub machen, wenn mich jemand bedient, der nur zehn Euro am Tag verdient – statt 100 Euro“, argumentiert Traunmüller. Die Gäste sollen „ein perfektes First-Class-Service bekommen und der Kapitän und die Belegschaft ein ordentliches Gehalt. Leben und leben lassen.“

Alle der 180 Mitarbeiter kämen aus EU-Ländern, betont Traunmüller. Bei der Konkurrenz seien kostengünstige Mitarbeiter sogar aus China, Bangladesch und Burma an Bord.

Kapitäne sind Mangelware. „Die Kreuzfahrt-Unternehmen raufen sich um gute Kapitäne.“ Cruisen auf dem Fluss wird immer beliebter und die Zahl der Passagiere wächst jährlich um fünf bis sieben Prozent. Heute seien auf der Donau mehr Gäste aus den USA und Kanada unterwegs als Deutsche. Stark steigend ist der Anteil der Chinesen.

Jedes Jahr werden acht bis zwölf Schiffe zusätzlich in Betrieb genommen. „Das Angebot wächst stärker als die Nachfrage“, berichtet Traunmüller. Die Folgen sind ähnlich wie in der Luftfahrt. Passagiere werden mit Billigangeboten und Ermäßigungen bis zu 30 Prozent gelockt. Ganz so günstig ist die Endabrechnung dann oft doch nicht, für alle möglichen Leistungen würden ständig Aufpreise verlangt.

95 Prozent Auslastung

Traunmüller beteuert, nicht mit Sonderangeboten zu locken. Das ist bei einer Auslastung von knapp 95 Prozent auch nicht notwendig. Seine Klientel wolle „keine Busabfertigung“.

Selbst hat Traunmüller den (niederen) Rang eines Ruderstandsführers. Was fürchten Donau-Kapitäne am meisten? „Starkregen, da kann das Radar ausfallen, sowie Seitenwinde. Dann muss sofort geankert werden.“

Heute wäre Traunmüller, der im Vorjahr 182 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, der Prototyp des Start-up-Unternehmers. Als Mitarbeiter des OÖ Tourismus initiierte er gegen viel Bürokratie in den 1980er Jahren den ersten Abschnitt des Donauradweges. Auf den Rat des damaligen Landesrates Christoph Leitl wagte er den Sprung ins kalte Wasser und machte sich mit einem Kredit selbstständig.

Der begeisterte Radler, der täglich von Wels ins Büro in Linz strampelt, startete 1996 mit Radreisen. Die Donau Touristik hat er zum größten Komplettanbieter Europas für Radurlaube ausgebaut. 2015 erwarb er die MS Primadonna.

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