Flughafen Frankfurt wird bestreikt

Eine Lufthansa-Maschine startet am Frankfurter Flughafen.
Knapp 200 Mitarbeiter wollen am Donnerstag für sieben Stunden die Arbeit niederlegen. 14 Wien-Flüge wären betroffen.

Mitteleuropas Flugverkehrs-Drehscheibe droht am Donnerstag der Kollaps. Wegen eines Streiks müssen sich Reisende am Frankfurter Flughafen auf erhebliche Behinderungen einstellen. Bis zu 14 Wien-Flüge könnten ins Wasser fallen.

Knapp 200 Mitarbeiter der Verkehrsaufsicht und der Kontrolle des Vorfelds sind von 15.00 bis 22.00 Uhr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, wie die Gewerkschaft der Flugsicherung ( GdF) am Mittwoch in Berlin ankündigte.

Zwischen Wien und Frankfurt verkehren zwischen 15 und 22 Uhr laut Flugplan 14 Maschinen von Lufthansa, AUA und Niki (flyniki) - sieben Hin- und sieben Rückflüge. Ob die Flüge tatsächlich gecancelt werden, war am Mittwochnachmittag noch unklar.

"Wir gehen davon aus, dass der Flugverkehr massiv beeinträchtigt wird", sagte GdF-Tarifvorstand Markus Siebers nach einer Sitzung des Gewerkschaftsvorstands. Die Streikenden könnten nicht ohne weiteres durch andere Mitarbeiter ersetzt werden.

Keine Einigung

Hintergrund ist der Tarifkonflikt um die 200 Beschäftigten, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser arbeiten. Sie wollen über die GdF ein deutlich höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen erreichen. Der Flughafenbetreiber Fraport hatte einen Schlichterspruch des Hamburger CDU-Politikers Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft verstreichen lassen. Die GdF will den Spruch umsetzen.

Man wolle auf Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, erklärte ein Fraport-Sprecher. Darin sei man der Gewerkschaft schon weit entgegengekommen. Die Forderung laufe auf Entgelterhöhungen von bis zu 70 Prozent hinaus. Für die Beschäftigten der Vorfeldkontrolle habe man die Forderungen nahezu erfüllt. Bei den übrigen seien die angestrebten Gehälter im Vergleich zu anderen, gleichwertigen Jobs am Flughafen nicht mehr darstellbar. Die kleine Spartengewerkschaft GdF wies dies zurück. Man wolle die Frankfurter Kollegen lediglich mit denen in München oder künftig auch Berlin gleichstellen.

Nicht zu ersetzen

Der Betreiber Fraport wollte am Nachmittag seine Notfallpläne für den Streik bekanntgeben. Vor allem die eigens ausgebildeten Vorfeldlotsen dürften aber schwer zu ersetzen sein. Verzögerungen im Betriebsablauf und Flugausfälle seien nicht auszuschließen, teilte das Unternehmen mit. "Wir bedauern, dass die kompromisslose Haltung der GdF nun auf dem Rücken der Passagiere, der Fluggesellschaften und der Mitarbeiter ausgetragen wird", sagte Arbeitsdirektor Herbert Mai laut einer Mitteilung.

Die Strecken- und Towerlotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) sind zur Lenkung des Verkehrs auf dem komplexen Frankfurter Vorfeld nicht zugelassen, erklärte ein Sprecher des bundeseigenen Unternehmens in Langen. Es stünde auch nicht ausreichend Personal zur Verfügung. An kleineren Flughäfen führen die DFS-Lotsen die Jets auch am Boden.

Vom Arbeitskampf bedroht sind am Donnerstag Hunderte Starts und Landungen am größten deutschen Flughafen. Die am stärksten betroffene Lufthansa forderte umgehend strengere gesetzliche Regeln für kleinere Gewerkschaften in der Verkehrsinfrastruktur. Der beschlossene Streik der Frankfurter Vorfeldlotsen sei ein erneuter Beweis, dass man neue Spielregeln brauche, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.

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