Flughafen Berlin: Viel später, viel teurer

Gäste und Presse waren längst zur Eröffnung am 3. Juni geladen, da hieß es plötzlich: Det wird nix. Noch zwei Wochen später ist klar: Diese Verschiebung wird lang und teuer. Neun Monate, bis März 2013, dauert sie, die geplanten 2,4 Milliarden Euro werden weit überschritten.
Wie oft in Berlin, will keiner etwas gewusst haben und schon gar nicht verantwortlich sein. Am wenigsten der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). BER, so das neue Signum für den Flughafen hinter der südlichen Stadtgrenze, sei sein Lieblingsprojekt, hatte er oft gesagt. Bei der Vorladung im Stadtparlament am Freitag fiel ihm aber nicht einmal der Name des Nachbar-Landkreises in Brandenburg ein, wo es steht.
Und das, obwohl dessen Bauaufsicht nun Haupt-Sündenbock sein soll: Sie hätte das Provisorium des komplexen Brandschutzes plötzlich doch nicht genehmigt. So die Version des bis dahin ahnungslosen Aufsichtsratschefs, der Abgeordnete wie Öffentlichkeit damit verblüffte, dass er nun selbst Aufklärung forderte .
Doch inzwischen kam ans Licht, dass es viele intern bekannte Probleme gab, die spätestens vor einem halben Jahr schon Entscheidungen brauchten. Der mehrfach umgeplante Brandschutz war nur eine davon, andere betrafen Organisations- und Baumängel sowie die Datenverarbeitung.
Die Zusatzkosten des kreditfinanzierten Projekts für das extrem verschuldete Berlin schätzen Insider auf eine halbe Milliarde Euro.
Ein kleiner Teil davon wird Schadenersatz für die zwei nationalen Airlines sein: Für die Lufthansa soll BER das dritte nationale Drehkreuz werden, für Air Berlin ohnehin die Heimatbasis. Beide reklamieren Zusatzkosten. Der Weiterbetrieb der längst überforderten alten Airports Tegel und Schönefeld bringt auch den Passagieren einige Unannehmlichkeiten.
Blamage

Der Skandal der schon zweiten Eröffnungs-Verschiebung trübt auch das Image der von Wowereits stets als trendig verkauften Stadt: Er gilt der deutschen Presse als jüngster Beweis für deren hoffnungslosen Schlendrian. Dabei hatte Deutschland mit dem Neubau und dem perfekten Umzug des Münchner Flughafens 1992 international Standards gesetzt. Josef Laggner, aus Salzburg stammender Großgastronom mit fünf Restaurants im neuen Airport: "Wir machen uns lächerlich".
Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will nun eine Sonderkommission einsetzen. Denn Berlins Versagen, vor allem durch Fehlen eines Generalunternehmers, büßten bisher nur der Technik-Chef der Planungsfirma und der Chefarchitekt mit Absetzung. Wowereit aber denkt nicht an Rücktritt – nicht mal vom Vorsitz im Aufsichtsrat.
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