Firmenpleiten deutlich rückläufig
Trotz schwächelnder Wirtschaftslage waren die Firmeninsolvenzen im 1. Quartal 2015 deutlich rückläufig - im Gegensatz zu den Privatpleiten, die wieder zugenommen haben. Steigende Privatkonkurse sind übrigens nicht per se schlecht. Denn den Ausweg aus der Schuldenspirale kann nur der gehen, der zumindest noch die Gläubiger bedienen kann. Wer nichts hat, für den gibt es keinen Neustart.
Den stärksten Rückgang bei Unternehmen gab es in Tirol (- 36,5 Prozent), gefolgt von Salzburg und Vorarlberg. Auch die industriell starken Bundesländer Oberösterreich und Steiermark verzeichnen deutlich zweistellige Rückgänge. Am geringsten ist der Insolvenzrückgang in den östlichen Bundesländern, auch Kärnten weist "nur" einstellige Rückgänge auf.
"Wirte unterdurchschnittlich insolvenzgeneigte Branche"
Nach Branchen betrachtet waren insbesondere der Bau, das Gastgewerbe und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Berater, Makler, etc.) besonders insolvenzanfällig. Wobei der Spruch "wer nichts wird - wird Wirt" nicht stimmt, denn die Gastwirte sind laut KSV1870 eine "unterdurchschnittlich insolvenzgeneigte Branche". Die hohen Insolvenzahlen seien mit der hohen Anzahl an Betriebe begründet.
Dass die Insolvenzzahlen bei Unternehmen deutlich rückläufig sind, ist laut Kreditschützer auch auf die historische niedrigen Zinsen zurück zu führen. "Denn das Zinsniveau ist einer der stärksten Faktoren für die Insolvenzentwicklung: Bereits hoch verschuldete Unternehmen werden bei steigenden Zinsen ganz besonders hart getroffen und streng geprüft", gibt KSV-Experte Hans-Georg Kantner zu bedenken.
Private
Im Privatbereich gab es 2.127 Schuldenregulierungsverfahren in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres. Der "echte" Privatschuldner - also Private, die nicht durch eine gescheiterte Selbstständigkeit in die Schuldenfalle geraten sind - haben im Schnitt 50.000 Euro Schulden. Je länger das Problem vor sich hergeschoben wird, desto größer wird es. "Eine Verdoppelung über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ist dabei die Regel", so Kantner.
In Kärnten gab es ein sattes Plus von 23 Prozent. "Kärnten war historisch immer schon eine Art Spitzenreiter bei den Privatkonkursen und ist dabei, wieder an die Spitze aufzuschließen", analysiert Kantner.
"Kärnten war historisch immer schon eine Art Spitzenreiter"
Die Hauptgründe für die private Insolvenzen sind ehemalige selbstständige Tätigkeit; gefolgt von Einkommensverlusten (Reduktion, Arbeitslosigkeit, Krankheit) und unerwartete Ausgabenzuwächse etwa durch Nachwuchs (Alimente, Kinderteilzeit) oder Scheidungen (doppelte Kosten der Haushaltsführung). Schlechter Umgang mit Geld oder extreme Formen der Sorglosigkeit sind eher die Ausnahmen mit nur wenigen Prozentpunkten, so Kantner.
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